Aktivitäten der Mitglieder und Beobachter des DNTDs

Berlin, 20.11.2020 – Das DNTDs hat unter der Schirmherrschaft von Ottmar von Holtz, MdB eine Studie vorgestellt, die zum ersten Mal einen Überblick verschiedener Maßnahmen deutscher Akteure aus Zivilgesellschaft, Forschung, Privatwirtschaft und Bundesregierung, und deren Finanzierung bei der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten gibt. Christian Franz, Autor der Studie von cpc analytics beschreibt anhand von Daten, die er aus der Mitgliedschaft des DNTDs gewonnen hat, ein breites Spektrum von Aktivitäten, die zum Teil durch die Bundesregierung gefördert werden. Es wird deutlich, dass die zivilgesellschaftlichen und privatwirtschaftlichen Akteure einen großen Anteil der NTD-Bekämpfung aus Eigenmitteln finanzieren – gemäß ihrer Mission „leave no one behind“. Besorgniserregend ist, dass viele Projekte, die durch die Bundesregierung gefördert werden, demnächst auslaufen. Um einen nachhaltigen Kampf gegen die NTDs zu gewährleisten, müssten die Projekte verlängert, bzw. neue aufgesetzt werden.

Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bundesministerium für Gesundheit, Bildung und Forschung sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Bundeskanzleramt diskutierten mit Mitgliedern des DNTDs über zukünftige Entwicklungen. Alle Vertreter der Ministerien – BMBF, BMG, BMZ - betonten, dass auch künftig die Bekämpfung der NTDs eine Rolle spielen werde und dass Programme fortgeführt würden.

Die Mitglieder des DNTDs wiesen darauf hin, dass durch die Verabschiedung der WHO-Roadmap 2030 (12.Nov.2020) ein Paradigmenwechsel bei der Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten stattfindet, weg von der Kontrolle hin zur Eliminierung. Dieser Prozess benötige in Zukunft andere Methoden und der Bedarf an Medikamenten werde bis 2030 steigen. Es sei wichtig sein, dass NTD-Bekämpfung in Gesundheitsprogramme eingebettet werde und cross-sektorale Programme intensiver unterstützt werden.

 

Virtueller World Health Summit 2020

Berlin – 26.10.2020. Der DNTDs-Workshop beim ersten virtuellen World Health Summit 2020 stellte die COVID 19-Krise und ihre Auswirkungen auf die Maßnahmen zur Beseitigung der vernachlässigten Tropenkrankheiten in den Mittelpunkt. Dr. Mwele Malecela, WHO, Director of Department of Control of Neglected Tropical Diseases stellte fest, dass die COVID-19-Pandemie Fortschritte bei der Beseitigung vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTD) auf dramatische Weise beeinflusst habe. Nach den ersten Empfehlungen der WHO seien   NTD-Programme ausgesetzt worden. Nun sei ein Entscheidungsrahmen entwickelt worden, der differenzierte Wiederaufnahmen von Massenbehandlungen und andere NTD-Interventionen ermöglichen.  Dies bedeute, dass nun die jährlichen Zyklen der Massenarzneimittelverabreichung, die bislang unterbrochen waren, wieder aufgenommen, überwacht und bewertet werden.   Dies gelte auch für die operative Forschung.  Johannes Waltz von Merck wies daraufhin, dass, wenn COVID-19 NTD-Interventionen für einen längeren Zeitraum gestört werden, die Wahrscheinlichkeit hoch sei, dass die Fallzahlen wieder steigen, und langjährige Anstrengungen verloren gehen. Irene Ayakaka von der DAHW beschrieb für die ostafrikanische Region, wie die NTD-Community Programme und Richtlinien angepasst und sich so den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie gestellt habe.  Makoy Yibi Logara, der NTD Programm Koordinator des Landes Südsudan unterstrich, dass NTD-Programme einzigartige Plattformen böten, die alle Gemeinden mit ihren Präventions- und Behandlungsmaßnahmen in ihren Zielgebieten erreichen. Damit wären sie auch von großem Nutzen im Kampf gegen  COVID-19.  Constanze Bönig wies daraufhin, wie NTD Bekämpfungsprogramme mit dem One Health Ansatz gekoppelt werden können und dass die Bundesregierung einen neuen "One Health"-Schwerpunkt im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aufbaue. Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs und Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn und Dr. Dr. Carsten Köhler, Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin Baden-Württemberg, Institut für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie, Universitätsklinikum, Eberhard-Karls-Universität Tübingen moderierten die Veranstaltung.

Eine Zusammenfassung finden Sie hier.

 

Bonn/Berlin – 27.08.2020. Über die Bedeutung von WASH (= Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene) für die Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten diskutierten Expert*innen aus dem DNTDs und dem Deutschen WASH-Netzwerk bei einer virtuellen Veranstaltung zur Week for Water and Development (WW4D), organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dr. Anthony Solomon, WHO Department of Control of Neglected Tropical Diseases, wies auf die große Bedeutung hin, Partnerschaften in der WASH-Community aufzubauen, um die neue WHO-NTD Roadmap weltweit umzusetzen. Constanze Bönig von Tierärzte ohne Grenzen Deutschland beschrieb die zahlreichen Möglichkeiten über den ONE Health Ansatz, WASH-Aktivitäten mit der Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten zu verbinden. Dr. Ngozi Ekeke, von der DAHW Nigeria, hob die Bedeutung von sauberem Wasser für die Wundheilung bei Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Lepra hervor. Ghion Shumetie von CBM Äthiopien erklärte, dass er mit seinem Team in den ländlichen Regionen oftmals ein grundlegendes Interesse an besseren Sanitäreinrichtungen schafft, um dann einfache Technik wie Konstruktionen zum Händewaschen oder Latrinen einzuführen und zu bauen. Birgit Pickel, Unterabteilungsleiterin aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstrich, wie wichtig der holistische Ansatz sei, menschliche und tierische Gesundheit mit Umweltthemen zu verbinden, um Gesundheitsrisiken zu vermindern. Sie bedauerte, dass durch COVID-19 die Kigali Declaration (Fortschreibung der London Declaration zur Bekämpfung von NTDs) verschoben werden musste und dass das BMZ die Anstrengungen im kommenden Jahr unterstützen möchte.

Berlin, 10. Juli 2020. In seiner Stellungnahme zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft und vernachlässigten Tropenkrankheiten begrüßt das DNTDs die Bundesregierung wiederholt erklärt hat, dass sie  die Präsidentschaft  dazu nutzen wolle,  in globale Gesundheit  auf die EU-Agenda zu setzen .. Das DNTDs warnt aber, sich nicht nur von den Eindrücken der COVID-19 Pandemie lenken zu lassen und Globale Gesundheit nicht auf Infektionsschutz und Pandemiebekämpfung zu reduzieren. Vielmehr gelte es, armen Ländern dabei zu helfen, resiliente Gesundheitssysteme aufzubauen. Besonders das sogenannte „One Health“- Konzept sollte stärker in den Mittelpunkt rücken. In der Stellungnahme wird auch mehr Aufmerksamkeit in der EU für die Umsetzung der neuen WHO-Roadmap gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten gefordert. Außerdem wird auf Prognosen hingewiesen, dass die Klimaveränderungen vernachlässigte Tropenkrankheiten, die u.a. von Mücken, Fliegen und Würmern übertragen werden, ihre Ausbreitung in Südosteuropa begünstigen. Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten setzt sich dafür ein, dass sich die Bekämpfung dieser Krankheiten stärker in den Programmen der deutschen und europäischen Politik widerspiegelt. Die Stellungnahme wurde an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und die EU-Präsidentin Dr. Ursula von der Leyen verschickt.

 

Neue Herausforderungen und Chancen?

Berlin/Bonn/London/Nairobi, 24. Juni 2020. Im Mittelpunkt des Web-Talks stand, die Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten in Zeiten der COVID-19 Pandemie. Als Panellisten waren eingeladen Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten, Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn und Berater in der Untergruppe Lymphatische Filariose der DTAG (diagnostics technical advisory groups) der WHO, Dr. Georg Kippels, Mitglied des Deutschen Bundestages, Sprecher des Parlamentarischen Beirates zur Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten und zur Stärkung der Gesundheitssysteme, Mitglied im Unterausschuss Globale Gesundheit, Prof. Dr. Martin Kollmann, Fachberater bei CBM für vernachlässigte Tropenkrankheiten, CBM Nairobi und Dr. Johannes Waltz Head, Schistosomiasis Elimination Program and Global Schistosomiasis Alliance, Global Health, Group Corporate Affairs, Merck KGaA. Moderiert wurde die Veranstaltung von Ute Lange.

Alle Diskutanten waren sich einig, dass COVID-19 derzeit die gesundheitspolitische Agenda beherrscht und zum Teil die Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten erschwert. Andererseits hat die Pandemie den Blick wieder auf Gesundheitsthemen fokussiert und deren Wichtigkeit deutlich gemacht. COVID-19 hat einmal mehr gezeigt, dass Krankheiten keine Grenzen kennen und deshalb resiliente Gesundheitssysteme – und zwar überall auf der Welt – lebensnotwendig sind. Deshalb, so erklärte Johannes Waltz von Merck, werde sein Unternehmen, auch wenn die Situation Merck jetzt vor eine „Riesenherausforderung“ stellt“ ganz klar zu seinem Engagement stehen. Man werde sich und auch über die London Declaration hinaus, die eingegangenen Verpflichtungen zu der Bekämpfung von NTDs einhalten. Dr. Georg Kippels begrüßte es, dass die Bundesregierung, insbesondere das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) „den Warnschuss gehört“ und Gesundheit wieder zu einem prioritären Thema in der Entwicklungszusammenarbeit gemacht habe und forderte, dass Projekte, die zu einem nachhaltigen Gesundheitssystem beitragen, langfristiger finanziert werden. Prof. Martin Kollmann unterstrich, dass die Pandemien COVID und Ebola sowie die vernachlässigten Tropenkrankheiten gemeinsame Wurzeln haben, die auf Ungleichheit und schwachen Gesundheitssystemen beruhen. Die NTDs sollten in der internationalen Globalen Gesundheit - noch stärker als bisher - als Indikator dafür genutzt werden, ob das betreffende Gesundheitssystem eine umfassende Versorgung sicherstellen kann. Prof. Dr. Achim Hörauf brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass künftig gemeinsam mit den relevanten Ministerien an den Themen Digitalisierung, Regionalisierung, bessere Diagnostik und Klinikpartnerschaften gearbeitet wird, um zukünftige Herausforderungen, wie Verstädterung und Klimawandel zu bestehen.