World Health Summit 2024

Vernachlässigte Tropenkrankheiten und Klimawandel

Berlin, 14.10.2024 - Unter dem Titel „Battling Neglected Tropical Diseases in Times of Climate Change“ fand im Rahmen des World Health Summits, mit großem Interesse des anwesenden Fachpublikums, der Workshop des Deutschen Netzwerks gegen Vernachlässigte Tropenkrankheiten statt.

Sprecherinnen und Sprecher waren: Dr. Jérôme Salomon | Assistant Director-General, Universal Health Coverage, Communicable and Noncommunicable Diseases, Dr. Bernadette Abela-Ridder | World Health Organization (WHO) | Department for the Control of Neglected Tropical Diseases (NTDs) | Team Leader, Eduardo Eugenio Bittencourt de Gomensoro | Takeda Vaccines | Global Medical & Scientific Affairs Lead | United States of America, Dr. Martin Barasa  | Vétérinaires Sans Frontières (VSF) | Lead Program | Kenya, Prof. Dr. Norbert Mencke | Vétérinaires Sans Frontières Germany | Member of The Supervisory Board | Germany, Dr. Claus Runge | Chief Health Equity Officer, Bayer Pharma.

Chairs des Workshops waren: Prof. Dr. Achim Hörauf | University Hospital Bonn | Institute of Medical Microbiology, Immunology and Parasitology | Director of the Institute | Germany, Dr. Dr Carsten Köhler | University Hospital Tübingen | Center of Competence at Institute for Tropical Medicine, Travel Medicine and Human Parasitology | Director of Center of Competence | Germany.

In seiner kurzen Einführung unterstrich Dr. Jérôme Salomon, WHO, dass es höchste Zeit sei, jetzt die Weichen im Bereich globale Gesundheit gerade auch in Hinblick auf den Klimawandel zu stellen, und nahm das vielfach politisch genutzte Motto auf: „Time to act is now“.

Dr. Bernadette Abela-Ridder, WHO, gab einen Überblick über die Verbindung zwischen Klimawandel und vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs). Betroffen sei vor allem die ländliche Bevölkerung in Ländern mit niedrigem Einkommen. Sie wies darauf hin, dass die Folgen des Klimawandel nicht neu seien. Neu sei allerdings, dass sie sich mittlerweile so oft wiederholen, dass die Eliminierung der NTDs schnell erfolgen müsse. Die Datenlage sei nicht so gut, aber Modellierungen zeigten, dass die Übertragungen durch Vektoren zunehmen. Lebensräume von Schlangen und Menschen kommen durch Überflutungen, aber auch durch Dürren, z.B. an den immer weniger werdenden Wasserstellen, mehr in Berührung. Sie plädierte für einen konsequenten One-Health Ansatz für die nachhaltige Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten.

Eduardo Eugenio Bittencourt de Gomensoro, Takeda konzentrierte sich neben den „Burden of Disease“, Krankheitsbild und Ausbreitung auch auf die globale Bedrohung durch Dengue. Klimaveränderungen wie höhere Temperaturen, mehr Niederschläge, Überschwemmungen und Dürren führen dazu, dass sich das Verbreitungsgebiet und die Übertragungszeiten von NTDs verändern. Dies hat zur Folge, dass Krankheiten wie Dengue zunehmend auch in Regionen wie den südlichen USA, Südeuropa und Teilen Afrikas auftreten. Er betonte, dass Takeda sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist und diese mit allen Partnern im Gesundheitssektor in den endemischen Ländern und nicht-endemischen Ländern mit Blick auf die steigende Bedrohung durch Dengue gemeinsam angeht, um den wachsenden Bedarf an Impfungen auch zukünftig decken zu können. Im Zuge dessen verwies er in der Fragerunde auf die Kooperation mit einem Hersteller in Indien, um bis 2030 den Bedarf in nationalen Impfprogrammen nachkommen zu können.

Dr. Martin Barasa und Prof Dr. Norbert Mencke, Tierärzte ohne Grenzen, beschrieben den Zusammenhang zwischen Klimawandel und den NTDs, Schlangenbissen und Soil Transmitted Helminths. Dr. Martin Barasa führte aus, dass im Südsudan Überflutungen die Hauptursache für Schlangenbisse sind. Schlangen würden vor dem Wasser in höher gelegene Gegenden mit hohem Gras ausweichen, wo die Menschen leben. Aber auch Trockenheit würde die Reptilien dazu veranlassen, Wasserstellen aufzusuchen, die auch von Menschen mit ihren Tieren frequentiert werden. Prof. Dr. Norbert Mencke stellte die Bedeutung von WASH zur Bekämpfung von Soil Transmitted Helminths heraus und wie sich mit dem Zugang zu sauberem Trinkwasser Wurminfektionen reduzieren lassen. Beide fassten zusammen: Überflutungen und Dürre veranlassen Mensch und Tier, ihre angestammten Habitate zu verlassen. Prof. Dr. Norbert Mencke appellierte nochmal an alle Anwesenden, dass Forschung und Entwicklung wichtig seien, aber in dem Moment nutzlos, wenn sie nicht die Menschen erreichen, die sie benötigen.

Dr. Claus Runge, Bayer, erläuterte an Hand der Chagas-Krankheit, wie diese Infektion sich auch zusehends in die Länder des globalen Nordens verbreitet. Migration sei dabei ein wesentlicher Faktor, weshalb Screening-Initiativen wichtig seien. Bayer sei mit DNDi, dem Schweizer Tropeninstitut und dem Universitätsklinikum Bonn dabei, ein neues Medikament gegen die Flussblindheit zu entwickeln. Allerdings dauere die Medikamentenentwicklung mehr als zehn Jahre.

Auch Dr. Louise Kelly-Hope, Universität Liverpool, nahm das Thema Migration auf. Durch den Klimawandel und Krisen seien betroffene Menschen gezwungen, zu migrieren, auch in Gegenden, wo die NTDs endemisch sind. Vor allem Überflutungen bildeten den Hauptgrund dafür. Sie beklagte die derzeit dünne Datenlage. Schon auf Länderebene gäbe es wenige Daten. Noch schlechter sehe es auf regionaler Ebene aus. Diese seien aber wichtig, um ein detaillierteres und präziseres Bild zu erhalten.

Zum Schluss wurde noch einmal darauf verwiesen, dass Entwicklung und Forschung wichtig sind, aber es gelte, jetzt zu handeln, und die bereits existierenden Medikamente und Antiseren gegen Schlangenbisse besser zu implementieren.

Der Stream der Veranstaltung steht online:

https://www.youtube.com/watch?v=mf-AXHWVNuk

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