Aktivitäten der Mitglieder und Beobachter des DNTDs
Schwierige Finanzierung bedroht Fortschritte im Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten
DNTDs bei der ersten gemeinsamen Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie, der British Society for Parasitology und der Schweizer Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie (SGTP)
Würzburg, 13. März 2025 – In der Session Neglected Parasites and One Health bei der gemeinsamen Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie, der British Society for Parasitology und der Schweizer Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie warnte Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des Deutschen Netzwerks gegen Vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) und Direktor des Instituts für Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie am Universitätsklinikum Bonn, vor der schwierigen finanziellen Lage in diesem Forschungsbereich.
„Die nächsten Jahre werden ausschlaggebend sein, ob die Erfolge bei der Bekämpfung der NTDs weitergeführt und womöglich einige der Krankheiten eliminiert werden können, oder ob die Arbeit von vielen Jahren zunichte gemacht wird. Die große Herausforderung sei der Mittel-Stopp der US-Behörde USAID, aber auch die Ankündigungen der Bundesregierung Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit zu kürzen. Das lässt nichts Gutes befürchten“, so Hörauf in seinem Vortrag.
Konferenzleiter Prof. Dr. Markus Engstler, Mitglied des DNTDs, bedauerte in seiner Eröffnungsrede, dass einige Kolleg:innen aus den USA aufgrund der aktuellen Entwicklungen nicht anreisen konnten. Er unterstrich die Bedeutung internationaler Kooperationen und hob hervor, dass Konferenzen wie diese wesentlich zur Stärkung der wissenschaftlichen Exzellenz in Europa beitragen.
In der NTD-Session verwies Prof. Hörauf zudem auf die wichtige Arbeit und Zusammenarbeit der internationalen NTD-Netzwerke hin, die Arbeit der der Swiss Alliance against NTDs und der UK Coalition against NTDs stellte er kurz vor.
Appell an die Bundesregierung, politische Parteien und neue Bundestagsabgeordnete

Die Unterbrechung der US-Finanzierung wird fatale Folgen haben für Menschen, die von vernachlässigten Tropenkrankheiten betroffenen sind
Berlin, 28.2.2025 - Das DNTDs fordert die Bundesregierung, politische Parteien und insbesondere die neuen Bundestagsabgeordneten auf, sich für die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten einzusetzen. Ziel ist es, die langfristige Resilienz dieser Programme zu sichern und ihre nachhaltige Finanzierung zu gewährleisten.
Millionen von Menschen weltweit droht, dass ihre Gesundheit und ihr Leben auf dem Spiel stehen, weil finanzielle Mittel der US-Behörde USAID, die zentrale entwicklungspolitische Maßnahmen der USA koordiniert, eingefroren wurden. Unter diese Maßnahmen fallen auch Programme zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten.[1]
USAID spielt eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung von Programmen zur Verabreichung von NTD-Medikamenten bei medikamentösen Massenbehandlungen (MDA), der Finanzierung von Forschungsarbeiten und der Koordinierung der Bemühungen mit den lokalen Gesundheitssystemen. Die Medikamente werden dabei in der Regel von Pharma-Unternehmen kostenlos bereitgestellt. Die WHO, nationale und internationale NGOs, Forschungsinstitutionen weltweit und lokale Gesundheitsministerien können nur noch eingeschränkt arbeiten.
Der enorme Erfolg der Programme zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten steht auf dem Spiel. Bis heute hat das Programm mehr als 3,3 Milliarden Behandlungen für mehr als 1,7 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt durchgeführt. Mit den Programmen konnte z.B. dafür gesorgt werden, dass mehr als 455 Millionen Menschen nicht mehr von lymphatischer Filariose (Elefantiasis), 196 Millionen Menschen nicht mehr von Trachom und 16 Millionen Menschen nicht mehr von Flussblindheit (Onchozerkose) bedroht sind.
! Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten ist alarmiert: durch das Wiederauftreten oder vermehrte Verbreitung dieser Krankheiten werden wieder mehr Menschen an NTDs leiden! Der Erfolg jahrzehntelanger Bemühungen ist gefährdet !
Zur aktuellen Lage
- Eingefrorene Mittel für NTD-Programme: 20 Länder, die durch die Programme „Act to End NTDs / West“ und „Act to End NTDs / East“ unterstützt wurden, sind betroffen. Seit 2018 wurden durch das East-Programm 146 Millionen Behandlungen ermöglicht, 250.000 Community-Health-Worker ausgebildet, drei Länder waren auf dem Weg, mindestens eine NTD zu eliminieren. Sieben weitere Länder, die auf dem Weg waren, eine NTD in den nächsten zwei Jahren zu beseitigen, werden dieses Ziel nun möglicherweise nicht mehr erreichen.
- Keine Medikamentöse Behandlungen: Unternehmen hatten insgesamt 880 Millionen Medikamente im Wert von 975 Millionen Dollar (ca. 929 Mio €) zur Verteilung im Jahr 2025 gespendet. Es ist nun zu befürchten, dass geplante präventive medikamentöse Massenbehandlungen nicht mehr durchgeführt werden können. Medikamente mit ablaufendem Haltbarkeitsdatum bleiben ungenutzt und müssen vernichtet werden. Millionen von Menschen werden Behandlungszyklen verpassen. Dies wird bei den betroffenen Menschen zu Krankheit, Behinderung und wirtschaftlichem Niedergang und in einigen Fällen sogar zum Tod führen.
- Eingeschränkte Ernährungssicherungsprogramme: In abgelegenen Regionen und Konfliktgebieten werden lebensrettende Maßnahmen für Ernährung und Wasserversorgung verhindert. Die Folgen sind Unterernährung und damit ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit NTDs für die betroffene Bevölkerung.
- Keine verlässlichen Daten: Mehr als 400 diagnostische Erhebungen - Tests und Untersuchungen, die für die Messung des Fortschritts bei der Eliminierung von Krankheiten und die Ausrichtung nationaler Programme entscheidend sind - könnten ausfallen.
- Eingeschränkte Forschungsprogramme: Erforschung neuer Medikamente, Diagnostika und Interventionen gegen NTDs mussten weiter reduziert werden, klinische Studien werden abrupt gestoppt; medizinische und ethische Verpflichtungen werden dadurch missachtet.
- Unklare Alternativfinanzierung: Die große Finanzierungslücke ist schwer zu schließen, alternative Finanzierungsquellen sind unsicher.
Aktuelle Maßnahmen
- Krisenkoordination: Ein Notfallgremium bestehend aus WHO, NGOs, Pharmaunternehmen und betroffenen Gesundheitsministerien wurde eingerichtet.
- Bestandsaufnahme der dringendsten Bedarfe: Priorisierung der notwendigsten Maßnahmen in den betroffenen Ländern.
- Umverteilung vorhandener Ressourcen: Effizientere Nutzung bestehender Mittel zur Minderung der Versorgungslücken.
- Alternative Logistiklösungen: Zusammenarbeit mit Programmen wie GAVI, Malaria sowie Bildungs- und Gesundheitsministerien in den betroffenen Ländern zur besseren Medikamentenverteilung.
- Mobilisierung lokaler Ressourcen vor Ort: In endemischen Ländern wird versucht, auf kommunaler Ebene finanzielle und logistische Ressourcen zu erschließen.
- Funders-Meeting: In Planung mögliche Koordination durch die Gates-Foundation.
- Gespräche mit alternativen Gebern: Verhandlungen mit Stiftungen wie CIFF und Wellcome Trust.
- Sektorübergreifende Kooperationen: Zusammenarbeit mit HIV-, Malaria- und Tuberkulose-Programmen, aber auch UNICEF und Mütter- und Kinderversorgung zur Effizienzsteigerung.
Es ist essenziell, dass nationale und internationale Akteure rasch handeln, um bestehende Programme aufrechtzuerhalten und langfristig abzusichern!
Unsere Handlungsempfehlungen:
Finanzierungslücken schließen! · Unterstützung der WHO-Initiative ESPEN („Expanded Special Project for Elimination of NTDs“), die die afrikanischen Länder bei der NTD-Bekämpfung unterstützt. · NTD-Bekämpfung sollte auch in Programmen des Global Fund integriert werden. Bilaterale Zusammenarbeit ausbauen! · Erweiterung bestehender Gesundheitsprogramme für Partnerländer, z. B. gegen weibliche genitale Schistosomiasis in Malawi und darüber hinaus. · Stärkung von Public-Private-Partnerships (PPP), um Medikamentenspenden und logistische Unterstützung mit der Privatwirtschaft sicherzustellen. · Ausbau lokaler Gesundheitssysteme zur langfristigen Eigenverantwortung betroffener Länder. Wissenschaftliche Kooperation fördern! · Erhöhung der Forschungsgelder für NTDs, inklusive Entwicklung neuer Medikamente, Diagnostika und Impfstoffe. · Stärkere Vernetzung deutscher Forschungseinrichtungen mit Universitäten und Instituten in betroffenen Ländern, vor allem in Afrika. · Stärkung des NTD-Sektors und der Afrikanischen Partnerinstitutionen innerhalb des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). · Dauerhafte Förderung der Forschungsnetzwerke in Subsahara-Afrika entsprechend der Afrika-Strategie des BMBF („Research Networks for Health Innovations in Sub-Saharan Africa“). · Dauerhafte Förderung der Globalen Zentren für Gesundheit und Pandemievorsorge des DAAD, finanziert über das Auswärtige Amt. |
[1] Bereits die COVID-19-Pandemie (2020/2021) sowie der plötzliche Rückzug der britischen Regierung aus der Finanzierung zahlreicher Bekämpfungsprogramme (2019) hatten die weltweiten Bemühungen erheblich belastet
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Vergangenheit und Zukunft der Forschung an vernachlässigten Tropenkrankheiten
Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten 2025
Berlin, 30. Januar 2025 – Anlässlich des Welttags gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten, in der letzten Sitzungswoche des Deutschen Bundestags, betonte Dr. Georg Kippels MdB, Sprecher des Parlamentarischen Beirats gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten und dienstältestes Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das Engagement der Abgeordneten bei der Bekämpfung dieser Krankheiten. Besonders hob er die langjährige Unterstützung von Prof. Dr. Andrew Ullmann und Prof. Dr. Helge Braun hervor.
Beim Kamingespräch des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten standen zwei bedeutende Jubiläen im Mittelpunkt: Der 200. Geburtstag von Theodor Bilharz und das 125-jährige Bestehen des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg.
Prof. Dr. August Stich, Chefarzt für Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Würzburg, spannte einen historischen Bogen vom ersten Kontakt europäischer Entdecker mit indigenen Völkern im 16. Jahrhundert über den Kolonialismus bis hin zur Wahrnehmung tropischer Krankheiten als Bedrohung, die es zu bekämpfen galt – insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Ausbeutung der Kolonien. Er thematisierte zentrale Akteure wie Louis Pasteur und Robert Koch sowie die Rolle der tropical doctors damals und heute.
Dabei verwies er auf die langfristigen Folgen des Kolonialismus, darunter den vom globalen Norden verursachten Klimawandel. Kritisch stellte er fest: „Versteckt ist noch immer ein Stück Rassismus in uns“ und forderte ein ehrliches Bekenntnis zu dieser Verantwortung sowie konkrete Maßnahmen zur Wiedergutmachung – auch im Bereich der Tropenmedizin.
Er beleuchtete die Geschichte der Tropenmedizin und hinterfragte kritisch die Strategien zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten. Zudem ging er auf die Rolle der Wissenschaft und der christlichen Mission ein, insbesondere im Kontext der Afrikanischen Schlafkrankheit und Bilharziose.
Angesichts aktueller politischer Herausforderungen in Deutschland, insbesondere der zunehmenden Abschottung gegenüber Migranten, schloss er mit einem afrikanischen Sprichwort: „Ich bin, weil ihr seid, und damit wir sind, bin ich.“
Prof. Dr. Jürgen May, Vorstandsvorsitzender des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) und Ehrenvorsitzender des DNTDs, thematisierte die aktuelle Debatte um den Namensgeber des Instituts, Bernhard Nocht (1857–1945). Vorwürfe, Nocht sei Rassist oder Nationalsozialist gewesen, wurden kritisch analysiert. 2022 beauftragte das Institut die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg mit einem Gutachten. Parallel dazu entstand eine Biografie zu Hamburg (post)kolonialem Erbe. Beide Werke werden derzeit diskutiert, und eine mögliche Umbenennung des Instituts steht zur Debatte.
Dr. Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm) in Tübingen, reflektierte die Verantwortung der Kirche in der Kolonialzeit und sprach über die Notwendigkeit, dass alle Menschen ein gleiches Recht auf Gesundheit haben. Sie betonte, dass heutige Ansätze auf Community Empowerment setzen und das zivilgesellschaftliche Engagement gewachsen sei. Zudem thematisierte sie die aktuelle schwierige Situation in Goma/DR Kongo und die Perspektivlosigkeit der dortigen Zivilbevölkerung.
Dr. Julien Alban Nguinkal, Bioinformatiker am BNITM, stellte die Chancen künstlicher Intelligenz in der Forschung vor. Er diskutierte, wie koloniale Forschungsstrukturen überwunden und Daten in Ländern des Globalen Südens in Echtzeit gesammelt und Forschenden vor Ort zugänglich gemacht werden können. Häufig dürften Forschungsergebnisse erst mit der Veröffentlichung der dazugehörigen Studien veröffentlicht werden, wodurch wertvolle Erkenntnisse den Forschenden vor Ort nur mit Verzögerung zur Verfügung stehen. Künstliche Intelligenz, wie ChatGPT, müssten mit Daten trainiert werden und nicht nur mit „westlichen“ Daten des globalen Nordens gefüttert werden. Er betonte die Notwendigkeit, lokale Akteure und Gesundheitsbehörden einzubinden und gezielt zu schulen.
Dr. Sophie Schneitler, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG), stellte eine Untersuchung zur Diskussion, ob der Begriff „Tropenmedizin“ noch zeitgemäß sei. Forschende aus dem Globalen Süden und Norden wurden dazu befragt. Die zentrale Botschaft aus dem Süden lautete: „Ihr kümmert euch um seltsame Dinge, wir arbeiten an den aktuellen medizinischen Problemen vor Ort.“ Sie wies darauf hin, dass die Verbesserung der medizinischen Ausbildung wichtiger sei als die Debatte um die Bezeichnung des Fachgebiets.
Die Veranstaltung wurde moderiert von Antonia Braus, stellvertretende Sprecherin des DNTDs, Referentin für One Health und wissenschaftliche Begleitung bei Tierärzte ohne Grenzen (ToGeV), sowie Dr. Dr. Carsten Köhler, Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin Baden-Württemberg am Institut für Tropenmedizin der Eberhard-Karls-Universität und des Universitätsklinikums Tübingen. Dr. Köhler ist zudem 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. s
Das Fazit der Veranstaltung lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Forschung und Ausbildung müssen an die aktuellen globalen Herausforderungen angepasst werden. Die medizinische Ausbildung sollte stärker auf vernachlässigte Tropenkrankheiten eingehen, insbesondere im Hinblick auf Migrationsmedizin.
- Internationale Partnerschaft und Capacity Building sind entscheidend für eine nachhaltige Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten. Dabei müssen lokale Akteure in den betroffenen Ländern stärker eingebunden und weitergebildet werden.
- Technologische Innovationen wie Künstliche Intelligenz können helfen, Forschungsstrukturen zu dekolonisieren und Gesundheitsdaten in Echtzeit nutzbar machen.
- Privatwirtschaftliche Initiativen spielen eine zunehmende Rolle in der Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe für betroffene Regionen.
- Die Debatte um historische Verantwortung zeigt, dass die koloniale Vergangenheit der Tropenmedizin weiterhin kritisch reflektiert werden muss. Dies betrifft nicht nur Institutionen wie das Bernhard-Nocht-Institut, sondern auch die gesamte Forschungslandschaft.
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Fachgespräch: Klimawandel und Vernachlässigte Tropenkrankheiten

Ein Nexus, der Nord und Süd betrifft
Berlin, 03.12.2024 – Wie eng Klimawandel und vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) miteinander verbunden sind, war Thema eines Fachgesprächs im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die Veranstaltung brachte Expert:innen aus dem BMZ, anderen fachrelevante Bundesministerien, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Deutschen Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) zusammen. Ziel war es, die drängenden Herausforderungen an der Schnittstelle von Klimawandel und Gesundheit zu beleuchten – ein Thema, das auch in Hinblick auf die bevorstehende 30. Klimakonferenz in Belém immer relevanter wird.
Regierung und Politik: Engagement für NTDs
Dr. Georg Kippels, MdB, betonte, dass die Bundesregierung das Thema NTD-Bekämpfung seit über einem Jahrzehnt wieder stärker auf die politische Agenda gesetzt habe, flankiert von Abgeordneten, die sich überparteilich dafür einsetzten. Eine zentrale Herausforderung liege in der Erkennung und zielführenden Diagnostik von NTDs – ein Bereich, der durch die Folgen des Klimawandels und durch die Überlagerung mit anderen Armuts-assoziierten Krankheitsbildern noch komplexer werde. Besonders betroffen seien ärmere Bevölkerungsschichten in Afrika, Asien, Amerika und zunehmend auch in Europa.
Wissenschaftliche Perspektiven: Daten, Forschung und lokale Einbindung
Die Beiträge aus der Wissenschaft rückten den Nexus Klimawandel-NTDs in den Fokus:
- Prof. Dr. Ina Danquah (Universität Bonn, ZEF) unterstrich die Bedeutung valider Daten. Nur durch die Verknüpfung von Klimadaten, sozio-ökonomischen Daten Gesundheitsdaten und individuellen Patientendaten könnten präzise Schlüsse für die nötigen Anpassungen der Gesundheitsversorgung gezogen werden.
- Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit (Universität Hamburg, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin) stellte die aktuelle Verbreitung von insektenübertragenen NTDs vor. Er betonte, dass es keine universelle Lösung für die Bekämpfung von Vektoren und vektorübertragene Krankheiten gebe. Neben der Erforschung der Vektoren sei die Einbindung lokaler Gemeinschaften in betroffenen Hotspots entscheidend, etwa um Impfprogramme erfolgreich umzusetzen.
Interdisziplinarität als Schlüssel
Dr. Daniel Eibach (BMZ, Referat Pandemieprävention, One Health) hob hervor, dass eine effektive Prävention und Bekämpfung von NTDs nur durch interdisziplinäre Ansätze gelingen könne. Die sektorübergreifende Zusammenarbeit spiele dabei eine zentrale Rolle, um nachhaltige und wirksame Lösungen zu entwickeln.
Fazit
Das Fachgespräch verdeutlichte, dass der Nexus aus Klimawandel und NTDs weitreichende Folgen für die globale Gesundheit hat – sowohl im Globalen Süden als auch zunehmend im Norden. Die enge Verzahnung von Politik, Wissenschaft und die Einbindung des lokalen Kontexts/Bevölkerung sind entscheidend, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.
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Chancen in Zeiten knapper Kassen

DNTDs im Ausschuss wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Berlin, 6.11.2024 – Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) war eingeladen, vor dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung des Deutschen Bundestages über Strategien zur Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten und ihre Finanzierung zu sprechen. Prof. Dr. Achim Hörauf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn gab als Experte und Sprecher des DNTDs einen Abriss des Status quo und stellte Handlungsempfehlungen vor. Er thematisierte insbesondere die Stärkung und Weiterentwicklung der NTD-Programme, die Integration der NTD-Programme in andere Sektoren, die Verbesserung des Zugangs zu Arzneimitteln, die Fortführung der Förderung von Arzneimittelentwicklung gegen NTDs und die Förderung innovativer Finanzierungsansätze für Anreizsysteme zur Medikamentenentwicklung und -vermarktung von NTD-Programmen.
Mehr dazu finden Sie im Hintergrundpapier
Foto: Dr. Christoph Hoffmann MdB, stellv. Vorsitzender des AWZ und Prof. Dr. Achim Hörauf