Aktivitäten der Mitglieder und Beobachter des DNTDs

Deutscher Forschungsbeitrag zu vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) steigt zu wenig

+++ Mehr und langfristige deutsche Investitionen in Forschungszentren in endemischen Ländern nötig

Berlin, 27.06.2024 „Deutschland forscht zwar verstärkt zu vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs), liegt mit dieser Steigerung jedoch unter dem Durchschnitt der zehn produktivsten Länder der Welt“, erklärte Prof. Dr. Jürgen May Vorstandsvorsitzender Leiter der Abteilung Infektionsepidemiologie Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Zudem sei die Forschungsförderung in diesem Bereich seit 2018 zurückgegangen. Das hat die Studie „Eine Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“, die im Auftrag des Bundesforschungsministeriums (BMBF) unter der Federführung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) 31 NTD-Expertinnen und -Experten entstanden ist, ermittelt. Die Analyse erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) e.V., der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie (DGP). Zahlreiche Autorinnen und Autoren sowie weitere Expertinnen, Experten und Interessierte waren zur Präsentation in den Deutschen Bundestag gekommen.

Bei einer Podiumsdiskussion im Anschluss plädierte Prof. Dr. Beate Kampmann, wissenschaftliche Leiterin, Charité Center for Global Health und Mitglied des Steering Committee, German Alliance for Global Health Research (GLOHRA), für eine Unterstützung interdisziplinärer Forschungsansätze und Fördermechanismen, die eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit Partnern in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zulassen. Dies sei in anderen Ländern wie UK und USA bereits stärker etabliert. Prof. Dr. Achim Hörauf, Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn, Sprecher des DNTDs beschrieb, dass es bereits an vielen deutschen Universitäten vor allem mit Afrika eine Vielzahl auch langdauernder und stabiler Kooperationen gibt.

Dr. Christine Dahlke, Leiterin Translationale Immunologie, Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI) plädierte dafür, einen verstärkten Fokus auf die Bildung von Netzwerken und Plattformen zu legen, um zum einen die Forschung an Impfstoffen gegen Krankheitserreger, die Epidemien auslösen können, zu beschleunigen und zum anderen sich gleichzeitig auf Ausbrüche vorzubereiten. In diese Arbeit müsse die Bekämpfung armutsassoziierter, vernachlässigter Tropenkrankheiten mit eingebunden werden.

Die Vorstellung der Forschungsstudie wurde fraktionsübergreifend von Abgeordneten des Deutschen Bundestages unterstützt: Ruppert Stüwe, MdB, Mitglied im Unterausschuss Globale Gesundheit und Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Mitglied im Parlamentarischen Beirat gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten, Dr. Georg Kippels, MdB, Obmann im Unterausschuss Globale Gesundheit und im Gesundheitsausschuss, Sprecher des Parlamentarischen Beirats gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten , Ottmar von Holtz, MdB, Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und im Unterausschuss Globale Gesundheit, Prof. Dr. Andrew Ullmann, MdB, Vorsitzender Unterausschuss Globale Gesundheit, Mitglied im Parlamentarischen Beirat gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten.

Dr. Laura de la Cruz, DLR-Projektträger, Abteilung Internationale Gesundheitsforschung, Koordination One Health und Pandemieprävention begrüßte die Vorstellung der Studie im Namen des Bundesministeriums für Forschung und Bildung (BMBF).

 Dr. Dr. Carsten Köhler, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Internationale Gesundheit (DTG), Mitglied im Vorstand des DNTDs und des Steering Committee, German Alliance for Global Health Research (GLOHRA) moderierte.

Die Studie „Eine Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ wurde von 31 NTD Expertinnen und -Experten erstellt, die 16 deutschen Forschungseinrichtungen und Organisationen angehören. Soweit möglich bearbeitete ein Expertentandem jeweils eine spezifische vernachlässigte Tropenkrankheit. Dabei trug es evidenzbasierte Informationen, Daten und Bewertungen aus verschiedenen Quellen zusammen. Dazu gehörten eine systematische Literatursuche nach Artikeln mit mindestens einer Co-Autorin, einem Co-Autor aus einer deutschen Einrichtung und eine systematische Suche nach sogenannten Publikationsmetriken, Patenten und klinischen Studien.

Fortschritt sichern durch Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten

Berlin, 29.05.2024 – „Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben uns in den letzten drei Jahren mit unserem deutschen Partner auf die Integration des One-Health-Ansatzes und die Unterstützung des regionalen Ansatzes von ESPEN konzentriert“, sagte Elisabeth Juma, Team Lead for the Expanded Special Project for Elimination of Neglected Tropical Diseases (ESPEN).

Bei einem Webinar in dessen Fokus die Arbeit von ESPEN stand, organisiert vom Deutschen Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und seiner Durchführungsorganisation, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) diskutierten nationale und internationale Akteure, die das WHO-Programm unterstützen.

Weiter führte Elisabeth Juma aus, dass die künftigen Herausforderungen für ESPEN die kontinuierliche Finanzierung und die Integration der NTD-Bekämpfung in bereits bestehende nationale Gesundheitsprogramme seien. Die Bekämpfung von weiblicher Schistosomiasis (FGS) zum Beispiel sollten in die Programme für sexuelle und reproduktive Gesundheit oder in Krebsprogramme (z.B. Gebärmutterhalsscreening) eingebettet werden. Ein weiteres wichtiges Thema, so Juma sei Access: Es gäbe z.T. Medikamente, aber die Menschen haben keinen Zugang. Wenn z.B. junge Frauen nicht mehr in die Schule kommen, erhalten sie keine NTD-Medikamente aus den staatlich unterstützten Massenbehandlungsprogrammen, da diese vor allem an Schulen durchgeführt werden.

Daniel Eibach, BMZ, betonte, wie wichtig der Genderansatz im Bereich Globale Gesundheit sei. Es seien vor allem die Frauen, die von Krankheiten auch, oder gerade von vernachlässigten Tropenkrankheiten und deren Auswirkungen betroffen seien. Als Beispiel nannte er die weibliche genitale Schistosomiasis. Ohne die Frauen besonders in den Fokus zu nehmen, könnten die Nachhaltigkeitsziele und auch die WHO-Roadmap zur Eliminierung von NTDs nicht erreicht werden.

Ruth Schumacher, GIZ, ging auf die Herausforderung ein, den One Health Ansatz in Partnerländern mit vielen Akteuren zu koordinieren. Sie bekräftigte, dass Deutschland weiter ein wichtiger Partner an der Seite von ESPEN bleiben möchte und betonte, dass der partnerschaftliche Ansatz wichtig sei. Die Programme könnten nur nachhaltig sein, wenn auch die nationalen Regierungen bereit sind, in Gesundheit zu investieren.

Girija Sankar, Head of NTD-Programmes, CBM Christian Blind Mission, beschrieb am Beispiel von Südsudan, wie wichtig und wie schwierig für die Menschen und Tiere die Gesundheitsversorgung über die NTD-Programme ist. Deshalb sei es unerlässlich, dass die Menschen vor Ort bereits auf Community-Ebene mit involviert und von diesen mitgetragen werden.

Paul Verlé, früher ENABEL, Institute for Tropical Medicine Belgien zeigte anhand der großen Fortschritte bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schlafkrankheit, wie notwendig gute Diagnostik sei, die noch fehle. Das gelte nicht nur für die Schlafkrankheit, sondern auch für vielen andere NTDs. Auch Medikamente die 2-3 Krankheiten gleichzeitig behandeln könnten, wären hervorragend.

Moderiert wurde das Webinar von Prof. Dr. Achim Hörauf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn, Sprecher des DNTDs.

 

Nationale Netzwerke gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten appellieren an ihre Regierungschefs

Berlin, 26.3.2024 - Zum ersten Mal haben die nationalen Netzwerke gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten aus Italien, Frankreich, Japan, Kanada, UK, USA und Deutschland einen Appell/ offenen Brief verfasst, der im Vorfeld des diesjährigen G7/G20 Gipfels in Rom an alle Sherpas in den jeweiligen Ländern verschickt wurde. Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten hat die gemeinsame Erklärung an Staatssekretär Dr. Jörg Kukies im Bundeskanzleramt und an die G7-Vorbereitungsteams in den Bundesministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gesundheit und Bildung und Forschung gesendet.

Berlin, 15.02.2024 – Der Tagesspiegel hat einen Podcast zu vernachlässigten Tropenkrankheiten produziert. Im Gespräch Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs, Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn und Dr. Dr. Carsten Köhler, Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin der Uni Tübingen, Mitglied im Vorstand.

Im Mittelpunkt stehen die Fragen: Was sind NTDs und wo sind sie anzutreffen? Warum betrifft mich das? Wie lässt sich der Gefahr zukünftig begegnen und wie kann ich mich als Einzelperson schützen?

Der Podcast wurde von unserem Mitglied Takeda initiiert und von Tagesspiegel produziert.

Hier der Link zum reinhören:

https://open.spotify.com/episode/5vVb0M8g6Sw02TOzaTDQ73?si=XSOs_P4OQ0iBKWb4OnnRrg&nd=1&dlsi=8b28f836c9df4a9c

Berlin/Bolivien, 30.01.2024 - Am Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten kommt eine Nachricht aus Bolivien von Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs und Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn. Er unterstützt mit anderen Mitgliedern des Netzwerks und Partnern die Bekämpfung der Chagas-Krankheit in der Provinz Chaco im Süden Boliviens. Mehr dazu im Video.