Podiumsdikussion zum neuen Programm der Weltgesundheitsorganisation
Wie kann die Stärkung von Gesundheitssystemen zur Bekämpfung von NTDs beitragen ?
Auf Einladung des DNTDs stellte Dr. Magda Robalo, Direktorin der Einheit Communicable Diseases Cluster (CDS) im Regionalbüro für Afrika der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Expanded Special Project for Elimination of Neglected Tropical Diseases (ESPEN) vor.Laut Dr. Robalo sollen künftig Aktivitäten afrikanischer Staaten für fünf der Neglected Tropical Diseases über ESPEN gesteuert werden. Besonders wichtig sei in Zukunft dabei, dass endemische Länder mehr Eigenverantwortung übernehmen, sagte Dr. Robalo. Damit unterstrich sie, dass die afrikanischen Länder verstärkt selbst ihre Bedarfe im Bereich NTDs – insbesondere in Hinblick auf die „Big 5“ - Schistosomiasis, Lymphatische Filarosiose, Trachom, Flussblindkrankheit und Befall von Geohelminthen - definieren und Programme gestalten.ESPEN selbst soll v.a. technische Beratung geben und als Budgetverwalter und Koordinator fungieren.
Eingeladen war auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das durch André Budick, Referent in der Abteilung Gesundheit, Bevölkerungspolitik und soziale Sicherung, vertreten war. Er begrüßte das von Dr. Robalo vorgestellte ESPEN-Konzept, das die Integration der NTD-Bekämpfung in die Gesundheitssysteme in den Mittelpunkt stelle. Dies entspreche dem vom BMZ verfolgten systemischen Ansatz in der Ausrichtung seiner gesundheitspolitisch orientierten Entwicklungszusammenarbeit. Er wies darauf hin, dass die Bundesregierung als viertgrößter Geber des Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria sich dafür einsetze, dass dieser ebenfalls zur Stärkung der Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern beitrage. Auf diese Weise könne auch der Globale Fonds einen wertvollen Beitrag zur Bekämpfung der NTDs leisten.
Prof. Dr. Achim Hörauf, Mitglied des Deutsches Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) und Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universität Bonn wies darauf hin, dass auch nach Sicht der WHO großer Forschungsbedarf zur Weiterentwicklung der bestehenden sowie neuer Therapieansätze herrsche, um die Elimination der NTDs in absehbarer Zeit zu erreichen. Innerhalb der Bekämpfung der NTDs sei aber oftmals die zentrale Frage, wie die Instrumente gegen NTDs zum Patienten kommen.
Prof. Dr. KH Martin Kollmann, Mitglied im Vorstand des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten und CBM Fachberater für NTDs, bestätigte diese Feststellung und betonte, dass eine inklusive und umfassende NTD Arbeit systematisch und gezielt von Anfang an in EZ-Aktivitäten der deutschen Bundesregierung einbezogen werden sollten. Eigentlich seien nicht die Krankheiten, sondern die betroffenen Menschen vernachlässigt. „Die Menschen sind so arm und leben überwiegend so abgelegenen Regionen, dass sie nicht an funktionierende zentrale Gesundheitssysteme angeschlossen sind, die ja gerade in peripheren ländlichen Gebieten besonders schwach sind. Sie erkranken an Krankheiten, die bei guter Aufklärung und rechtzeitiger Behandlung vermeidbar bzw. heilbar wären“, sagte Kollmann. Daher können NTDs – wie auch von der WHO vorgeschlagen - gerade im Kontext der neuen Entwicklungsziele (NEZ) und WHO NTD Road Map als besonders geeignet Plattform für zielgerichtete periphere (grassroot) Systemstärkung und als Tracer von Fortschritt bei der Erreichung der NEZ genutzt werden.
Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die letzte Meile die zentrale Herausforderung im Kampf gegen die vernachlässigten Tropenkrankheiten sei.
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Die offizielle Vorstellung von ESPEN wird im Rahmen der 69. World Health Assembly vom 23.- 28.Mai, 2016 stattfinden.