Pressemitteilungen des DNTDs

Berlin, 24.01.2024 – Am 30.Januar 2024 findet zum vierten Mal der Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (englisch neglected tropical diseases/NTDs) statt. Das Motto lautet in diesem Jahr „Vereinen, Handeln, Eliminieren (Unite, Act, Eliminate)“. Die WHO ruft alle Menschen dazu auf, einschließlich führender Politikerinnen und Politiker sowie gesellschaftliche Gruppierungen und Gemeinschaften, sich zusammenzuschließen, zu handeln, um Ungleichheiten, die zu vernachlässigten Tropenkrankheiten führen, zu beseitigen und mutige, nachhaltige Investitionen zu tätigen.

Investitionen in die Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten gehören zu den effizientesten Hilfen im Bereich Gesundheit und Entwicklung. „Durch gemeinsame Anstrengungen von den jeweiligen nationalen Regierungen, Zivilgesellschaft, Gebern und Expertinnen und Experten konnte bisher in 50 Ländern eine NTD eliminiert werden. Das zeigt, Fortschritte sind möglich“, sagt Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des Deutschen Netzwerkes gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie in Bonn. Er warnt weiter: „Trotz multipler Krisen und damit verbunden auch Haushaltskürzungen, dürfen die von NTDs betroffenen Menschen nicht vergessen werden“.

Das Deutsche Netzwerk begrüßt daher die weltweiten Aktionen zum Welt NTD-Tag, auch in Deutschland sind vom DNTDs und einigen ihrer Mitglieder Aktionen geplant:

Berlin

01.02.2024 - Das Deutsche Netzwerk plant ein Kamingespräch mit dem Botschafter Ruandas, Igor Cesar und dem Abgeordneten Dr. Karamba Diaby (SPD) über die wichtige Rolle der endemischen Länder, der Verantwortung afrikanischer Staaten im Kampf gegen Infektionskrankheiten und damit auch vernachlässigte Tropenkrankheiten.

Der Tagesspiegel produziert in Kooperation mit dem Unternehmen Takeda anlässlich des Welt- NTD-Tags einen Podcast mit den DNTDs-Vorständen Dr. Dr. Carsten Köhler (Direktor Kompetenzzentrum und Leiter der Fokusgruppe „Globale Gesundheit / Global Health an der Uniklinik Tübingen) und Prof. Dr. Achim Hörauf. Sie beschreiben u.a., warum für die Bekämpfung der NTDs alle Akteure aus Zivilgesellschaft, Forschung und Privatwirtschaft gefragt sind.

 29.01.2024 - Im Bundestag wird der Unterausschuss Globale Gesundheit der Bundesregierung in einer Sitzung Fragen zur Bekämpfung und Erforschung von Vernachlässigten Tropenkrankheiten stellen.

Bensheim/Afrika

30.01.2024 - Die Christoffel-Blindenmission (CBM) plant mit ihren Kooperationspartnern Aktionen im Südsudan, in Nigeria, in der Demokratischen Republik Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik.

 Hamburg

30.01.2024 - Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) lädt zu einer Informationsveranstaltung im Historischen Hörsaal zum Thema Vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten ein.  

Würzburg

28.01.2024- Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) lädt zu einem „Lepra-Spaziergang“ durch die Stadt ein. DAHW-Bildungsreferentin Saanika Amembal informiert dabei über das erste nachweisbare Leprosorium in Bayern und über die aktuelle Situation in Ländern, wo die Krankheit heute noch endemisch ist.

 Darmstadt

Beim Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck findet eine interne Podiumsdiskussion statt. Die Firma feiert auf diese Weise gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt mehrere zentrale Meilensteine, die sie auf dem Weg ihres 15jährigen Engagements in der Bekämpfung von Schistosomiasis erreicht haben. Seither hat Merck der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwei Milliarden Tabletten für die Behandlung von Kindern in sub-Sahara Afrika kostenlos bereitgestellt. Zudem engagiert sich das Unternehmen in der Entwicklung einer Formulierung für Kinder.

Verbunden mit den Aktivitäten ist der Appell des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten an die Bundesregierung, gemeinsam mit den Ressorts Entwicklung, Forschung, Umwelt, Gesundheit und Wirtschaft Ressourcen zu mobilisieren, Lösungen zu schaffen, um die von den NTDs betroffenen Menschen zu schützen, zu behandeln und damit die Ziele der WHO zu erreichen, die im NTD-Fahrplan 2030 erarbeitet wurden.

Die drei Ziele bis 2030 sind,

  • die Ausrottung von zwei der 21 auf der WHO-Liste stehenden vernachlässigten Tropenkrankheiten (die 21. Krankheit, nämlich Noma, wurde Ende des Jahres 2023 von der WHO auf die Liste gesetzt),
  • die Eliminierung mindestens einer NTD in 100 Ländern,
  • die Verringerung der Zahl der Menschen, die wegen NTDs behandelt werden müssen, um 90 Prozent.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an uns.

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+ + Gesundheit und Klima für einen Tag im Fokus

Berlin/Dubai, 1.12.2023 – Zum ersten Mal wird auf einer UN-Klimakonferenz explizit der Nexus zwischen Klimawandel und Gesundheit thematisiert. Am 3. Dezember 2023 findet auf der COP 28 ein Gesundheitstag statt. „Wir erwarten uns von diesem Tag eine große Signalwirkung, weil endlich auch die Veränderungen des Klimawandels und ihre negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, der Tiere und der Umwelt ein Forum erhalten. Wir erhoffen uns auch mehr Aufmerksamkeit für die vernachlässigten Tropenkrankheiten, die unmittelbar mit dem Klimawandel verknüpft sind und insbesondere jene betreffen, die besonders schutzlos den klimatischen Veränderungen ausgeliefert sind“, sagt Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn.

 

Der Gesundheitstag, der parallel zum Programm des COP 28 stattfindet, wird um eine weitere Konferenz, nämlich das „Reaching the Last Mile Forum 2023“ ergänzt. „Wir müssen unsere Strategien anpassen, um die Errungenschaften der globalen Gesundheit in einer sich rasch entwickelnden Klimalandschaft zu sichern. Dazu gehören die Überarbeitung von Überwachungssystemen und Interventionsstrategien, ganzheitliche Forschung, um die komplexen Auswirkungen des Klimawandels auf die Krankheitsübertragung zu verstehen und auch die Einbeziehung der Klimaresilienz“, fordert Dr. Ibrahima Socé Fall, Direktor der Abteilung Vernachlässigte Tropenkrankheiten bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Auch Deutschland, das bereits 2022 mit der Unterzeichnung der Kigali Declaration gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten sich zum gemeinsamen Vorgehen im Einsatz gegen tropische Krankheiten verpflichtet hat, wird auf dem Reaching the Last Mile Forum 2023 seine Aktivitäten darstellen. Die Bundesregierung unterstützt Produktentwicklungspartnerschaften mit dem Ziel, den Zugang zu neuen, wirksamen und sicheren Gesundheitsprodukten gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zu gewährleisten. In einer ersten Phase unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die "Drugs for Neglected Diseases Initiative" (DNDi) zur Verbesserung des Zugangs zu neuen Medikamenten gegen viszerale Leishmaniose, Chagas-Krankheit, Schlafkrankheit und Flussblindheit in Ostafrika, Indien und Südamerika. Dies wird die langfristige Finanzierung von Forschung und Entwicklung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ergänzen, die die deutsche Regierung u.a. für DNDi, das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), die Subsahara-Forschungsnetzwerke (RHISSA) bereitstellt.

Weitere Informationen:

https://unitingntds.cdn.ngo/media/documents/who-climate_change_communique.pdf

Berlin, 10.05.2023 - Begünstigt durch den Klimawandel und dem damit verbundenen Temperaturanstieg können in den tropischen Ländern gefürchtete Infektionskrankheiten wie das Dengue-Fieber, Zika und Chikungunya zu einem Risiko für mitteleuropäische Länder wie Deutschland werden. Dies ist das Ergebnis der Studie von Dr. Sarah Cunze und Prof. Dr. Sven Klimpel von der Forschungsgruppe Medizinische Biodiversität und Parasitologie von der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität.

Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten hatte die Forschungsgruppe gebeten, verschiedene Modellierungen für die kommenden Jahre durchzuführen. Die Kurzstudie analysiert Möglichkeiten und Grenzen von Modellierungsansätzen zur Risikobewertung bei vektorassoziierten Infektionskrankheiten. Es handelt sich um Modellierungen, die auf Basis verschiedener Szenarien/ Temperaturanstiege (best und worst case scenarios) insbesondere die Verbreitung der Asiatischen Tigermücke im europäischen Raum durchspielen. Die Modellierungen zeigen, dass sich im schlechtesten Fall (worst case scenario) die asiatische Tigermücke bis in die baltischen Länder „vorarbeiten“ könnte. Derzeit nur vereinzelt auftretende Vorkommnisse in Deutschland würden zu einem breiteren Phänomen werden.

Bei der Asiatischen Tigermücke handelt es sich um einen wichtigen Überträger von Erregern, die das Chikungunya-, Dengue-, Gelbfieber, und die West-Nile-Virus Infektion verursachen können.

Fazit der Forscherinnen und Forscher:

Selbst bei einem moderaten Temperaturanstieg wird das Infektionsrisiko der mitteleuropäischen Bevölkerung mit vektorübertragenen Krankheiten steigen. Empfohlen wird daher ein Monitoring, das alle relevanten Komponenten des Übertragungszyklus (Vektorvorkommen, Prävalenz der Pathogene, Auftreten humaner und veterinärer Krankheitsfälle) einschließt und nach europaweit standardisierten Methoden durchgeführt wird. Angestrebt werden sollte ein europäisches Meldesystem, mit dem die Datenlage verbessert werden könnte. Bei noch nicht einheimisch gewordenen Arten kommt eine Vektorbekämpfung in frühen Einwanderungsstadien in Frage, beispielweise die Trockenlegung von Bruthabitaten oder die Ausbringung steriler Männchen. Die Aufklärung der Bevölkerung ist außerdem ein wichtiges Ziel.

Nicht zu vernachlässigen ist, nach Meinung der Expertinnen und Experten des Deutschen Netzwerks die Aus- und Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten zur Diagnostik, Prophylaxe (u.a. Impfungen) und Therapie von Infektionskrankheiten.