World Health Summit 2023

World Health Summit 2023 - Foto: vfa/konrad
Foto: © vfa/konrad

Aufbau von Kapazitäten und Infrastrukturen in Wissenschaft und Forschung zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten

Berlin, 17.10.2023 – Beim diesjährigen World Health Summit 2023 lag der Schwerpunkt des DNTDs auf der Diskussion um den Aufbau von Kapazitäten und Infrastrukturen für Wissenschaft und Forschung in Ländern, in denen vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) endemisch sind. Im Fokus standen dabei Kooperationen, gemeinsame Ansätze und die Festlegung von Forschungsprioritäten zur Bekämpfung von NTDs von Universitäten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und des privaten Sektors.

Dr. Ibrahima Socé Fall, Director Global Programmes on Neglected Tropical Diseases, World Health Organization (WHO) wies daraufhin, dass wirksame NTD-Maßnahmen gut strukturierter mit anderen Forschungsgebieten abgestimmter Untersuchungen zu angewandter Forschung bedarf für den Aufbau einer soliden Grundlage zur Umsetzung des NTD-Fahrplans 2021-2030.

Dr. Michael Makanga, Executive Director, European & Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP) betonte, dass Kapazitäten im Kampf gegen vernachlässigte Infektionskrankheiten stark von der Entwicklung lokaler wissenschaftlicher Exzellenz und Führung abhängen. Geschlechtergerechtigkeit sei eine ganz wichtige Herausforderung. Investiert werden müsste in multidisziplinäre Forschungsteams mit unterschiedlichen Talenten, die sich mit lokal relevanter Forschung befassen und durch internationale Zusammenarbeit bereichert wird. (siehe Slides)

Prof. Dr. Francine Ntoumi, President and Director-General, Congolese Foundation for Medical Research (FCRM) beschrieb das Forschungsnetzwerk CANTAM (Central African Network on Tuberculosis, HIV/AIDS and Malaria).

Seit 2021 werden in diesem von der EU geförderten Forschungsprogramm, EDCTP u.a. auch NTDs berücksichtigt. Durch den Ausbau von Labors an verschiedenen Standorten wurde eine gemeinsame Plattform zur Unterstützung der Ausbildung von Doktoranden geschaffen. Als zweites Beispiel sprach sie über die Forschung zur Bekämpfung von Schistosomiasis bei Schulkindern und schwangeren Frauen am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) in Gabun. (siehe slides)

Dr. Martin Bergfelder, Leiter International Health Policy Unit, Auswärtiges Amt stellte das German-West African Centre for Global Health and Pandemic Prevention vor, das seit 2021 im Rahmen eines DAAD Förderprogramms Globale Zentren für Gesundheit und Pandemievorsorge entstanden ist. Partnerland ist Ghana, wo trans- und interdisziplinäre Forschungsprojekte aufgebaut werden. Im Fokus steht u.a. der One Health Ansatz, da Pandemien oft durch menschliches Eindringen in Lebensreservoire von Wildtieren und dem Kontakt von Erregern entstehen. Grund ist oft eine extensive Landwirtschaft. Auch der Klimawandel kann ein Auslöser sein. Das Programm sieht u.a. PhD-Programme und -Stipendien, sowie Kurse zur Pandemieprävention und-vorsorge vor

Dr. Félix Calderón, Forschungsdirektor, GlaxoSmithKline (GSK) stellte das Forschungszentrum der Tres Cantos Open Lab Foundation (TCOLF) bei Madrid vor, das Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit bietet, am Open Lab u.a. auch an vernachlässigten Tropenkrankheiten zu forschen. Unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten Zugang zu den F&E-Einrichtungen, Ressourcen und Fachkenntnissen von GSK, um ihre eigene Forschung im Bereich der Arzneimittel für endemische Infektionskrankheiten voranzutreiben. Tres Cantos Open Lab Foundation handelt unabhängig von GSK und ist nicht gewinnorientiert. Eine Herausforderung ist es, einen rechtlichen Rahmen zu etablieren, um geistiges Eigentum an neuen Entwicklungen zu schützen, aber auch den freien Zugang und die Nutzung zu ermöglichen.  (siehe slides)

Prof. Dr. Clarissa Prazeres da Costa, Co-director Center for Global Health, Technical University of Munich (TUM) stellte die Einbindung der Zivilgesellschaft in Forschungsprojekte in den Mittelpunkt ihrer Präsentation. Sie beschrieb die wichtige Rolle der Hebammen in ländlichen Regionen Pakistans. wo integrierte Gesundheitssysteme fehlen, mangelndes Wissen oder falsche Informationen verbreitet sind. Hebammen sind dort der wichtige Multiplikatorinnen. Über sie werden die vernachlässigten Frauen erreicht. Sie sind ein Schlüssel, um Vertrauen aufzubauen, eine umfassende und respektvolle Mütterbetreuung zu gewährleisten sowie Beratung zur Familienplanung anzubieten. Hebammen können auch geschult werden, um mit der Müttergesundheit assoziierte Krankheiten, wie die Genitale Schistosomiasis zu erkennen. Dieses wurde in einem Workshops zur Frauengesundheit in Gabun umgesetzt. (siehe slides)

In der Diskussion waren sich alle einig, dass die internationale Forschung in Deutschland gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vor allem bei Produktentwicklungspartnerschaften (engl. Product Development Partnerships), kurz PDPs liegen, aber auch bei der Förderung von EDCTP sowie der Förderinitiative Forschungsnetze für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika. U.a. CYSTINET-Afrika-Netzwerk dient als One-Health-Plattform, zur Bekämpfung der durch Bandwürmer verursachten Zystizerkose, die bei einem Befall des Gehirns sich zur Neurozystizerkose entwickeln kann und in Subsahara-Afrika die häufigste Ursache für Epilepsie darstellt.

Moderiert wurde das Panel von Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs und Direktor Institute for Medical Microbiology, Immunology and Parasitology, University Bonn Medical Center und Dr. Carsten Köhler, Direktor, Institute for Tropical Medicine, University Hospital Tübingen.

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