Position zu G7

Über Eboladebatte die vernachlässigten Tropenkrankheiten nicht aus dem Blick verlieren

- Deutsches Netzwerk warnt vor Konzentration der Hilfe auf eine Krankheit

Berlin, 30. Januar 2015. Beim anstehenden G7-Gipfeltreffen im Juni auf Schloß Elmau steht das Thema der vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs) und der armutsbedingten Krankheiten (wie Ebola) auf der Agenda. Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) warnt in einem Brief an politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entscheidungsträger vor einer einseitigen Konzentration auf die Bekämpfung des Ebolafiebers. Eine solche enge Fokussierung wird den Anforderungen an die Gesundheitsversorgung in den betroffenen Ländern nicht gerecht. Die Bekämpfung vieler anderer, ohnehin schon vernachlässigter Krankheiten gerät dadurch noch weiter ins Hintertreffen. Mehr Menschen sterben wegen Ebolafieber als an Ebolafieber.

Mehr als eine Milliarde Menschen sind weltweit durch vernachlässigte Tropenkrankheiten gefährdet, infiziert oder gar dauerhaft behindert. Rund 500.000 Menschen sterben jährlich an ihren Folgen. Kinder werden ihrer Entwicklungschancen beraubt, die Müttersterblichkeit bei infizierten Frauen ist erhöht, Erwachsene werden arbeitsunfähig. Die Krankheitslast durch NTDs ist vergleichbar der von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria. Dennoch nimmt die deutsche Öffentlichkeit bislang kaum Notiz von diesen Erkrankungen.

Synergien bei Bekämpfung und Prävention von NTDs und Ebola besser nutzen

Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten appelliert an die Bundesregierung:

  • Die medizinischen Strukturen vor Ort gezielt stärken und für alle Menschen barrierefrei zugänglich sowie bezahlbar machen.
  • Die vorhandenen NTD-Bekämpfungsprogramme unterstützen und ausbauen.
  • Vorhandende NTD-Strukturen und Kapazitäten zur Bekämpfung des Ebolafiebers nutzen.
  • Die Grundlagenforschung für neue medizinische Interventionen, vor allem

      im NTD-Bereich, forcieren.

  • Die öffentliche Förderung von Entwicklungsprogrammen für neue Impfstoffe, Medikamente und andere Interventionen zur Bekämpfung von NTDs erweitern und intensivieren.
  • Implementierungsengpässe bei der Nutzung bereits existierender Gesundheitsmaßnahmen abbauen.
  • Elemente zur Gesundheitsförderung in alle Entwicklungsprogramme einbauen.

In einer weiteren Stellungnahme, die u.a. auch an Bundeskanzlerin Angela Merkel adressiert war, hatte das DNTDs Ende Dezember darauf aufmerksam gemacht, dass bereits erfolgreiche nationale NTD-Bekämpfungsprogramme weiter ausgebaut und auch für die Bekämpfung von Ebolafieber genutzt werden sollten. Außerdem stellte das  DNTDs in diesem Positionspapier zur Diskussion, die vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) in das Mandat des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) aufzunehmen sowie Forschung und Entwicklung von Bekämpfungsmaßnahmen gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zu stärken.

Am 3./4. Februar 2015 besteht die Möglichkeit zu Hintergrundgesprächen mit Vorstandsmitgliedern des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten, die sich zu Terminen im Bundeskanzleramt sowie im Deutschen Bundestag in Berlin aufhalten:

Prof. Dr. Jürgen May, Vorstandsvorsitzender des DNTDs, Leiter der Arbeitsgruppe Infektionsepidemiologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Prof. Dr. KH Martin Kollmann, Leiter der Fachberatergruppe der Christoffel-Blindenmission (CBM) für vernachlässigte Tropenkrankheiten. Prof. Kollmann lehrt als Facharzt für Augenheilkunde an der Universität Nairobi in Kenia.

Bei Anfragen wenden Sie sich bitte an das DNTDs-Koordinationsbüro,

Telefon: 030 236246 03, Email: ntd-net@gundh.com

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