Aktivitäten der Mitglieder und Beobachter des DNTDs

Vorstellung der Studie: „Vektorassoziierte Infektionskrankheiten im Klimawandel Möglichkeiten und Grenzen von Modellierungsansätzen zur Risikobewertung “

Berlin, 10.05.2023 Von Insekten übertragene Tropenkrankheiten können selbst bei moderaten Temperaturanstiegen durch den Klimawandel für Menschen in Deutschland und Europa künftig zu einem Risiko werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Forschungsgruppe Medizinische Biodiversität und Parasitologie von der Goethe-Universität/ Frankfurt am Main, die vom Deutschen Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten in Auftrag gegeben wurde. Prof. Dr. Sven Klimpel und Dr. Sarah Cunze stellten ihre Modellierungen bei einem Parlamentarischen Abend vor. Nach einer Begrüßung von Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs, Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn eröffnete Dr. Georg Kippels MdB und Sprecher des Parlamentarischen Beirates des DNTDs die Veranstaltung indem er betonte, dass nun die NTDs vom Parlamentarischen Beirat fast 10 Jahre begleitet werden und erwähnte in diesem Kontext vor allem die Erklärungen der G7 Staaten zu NTDs. In der folgenden Diskussion wies Prof. Dr. Jonas Chanasit, Arbeitsgruppenleiter Arbovirologie und Entomologie, Bernhard-Nocht-Institut Hamburg, daraufhin, wie wichtig es zukünftig ist, in europäischen Netzwerken zusammenzuarbeiten und gut zu kommunizieren mit einer guten Qualität von Daten und damit auf Prävention zu setzen. Empfohlen wird von den Forscherinnen und Forschern zukünftig ein Monitoring, das Vektorvorkommen, Prävalenz der Krankheitserreger, Auftreten humaner und veterinärer Krankheitsfälle einschließt und nach europaweit standardisierten Methoden durchgeführt wird. Angestrebt werden sollte ein europäisches Meldesystem, mit dem die Datenlage verbessert werden könnte. Bei noch nicht einheimisch gewordenen Arten kommt eine Vektorbekämpfung in frühen Einwanderungsstadien in Frage. Die Aufklärung der Bevölkerung ist außerdem ein wichtiges Ziel. Für besonders wichtig halten die Expertinnen und Experten des Deutschen Netzwerks Trainingsprogramme zur Diagnostik, Prophylaxe (u.a. Impfungen) und Therapie von Infektionskrankheiten sowie auch die Entwicklung neuer Diagnostika und Therapeutika.

Berlin, 08.05.2023 – Der neue Direktor des WHO-Programms gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten Dr. Ibrahima Socé Fall besuchte mit seiner Delegation Vetreterinnen und Vertreter aus dem Deutschen Bundestag, dem Bundesministerium für Gesundheit, Bildung und Forschung sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Außerdem diskutierte er mit Akteuren der Pharmaunternehmen über die aktuellen Herausforderungen und es gab einen Austausch mit den Vorständen des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten. Dieser erste Besuch in Deutschland war sehr wichtig, um die Rolle Deutschlands bei allen künftigen NTD-Projekten zu unterstreichen.

+ + + Aktionsplan gefordert

Berlin, 25.Januar 2023 – Anlässlich des Welttags gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten 2023 diskutierten Niels Annen MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und Prof. Dr. Helge Braun MdB, Vorsitzender des Haushaltsausschusses, Bundesminister a.D. über Möglichkeiten der Bundesregierung zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten. Moderiert wurde das Gespräch von Prof. Dr. Ilona Kickbusch, Gründerin des Global Health Centre am Graduate Institute in Genf. Es liegen mittlerweile zahlreiche politische Willenserklärungen zur Förderung der Bekämpfung der NTDs vor – Abschluss Communiqué der G7-Staaten anlässlich des Gipfels in Elmau 2022, die Kigali Declaration on NTDs 2022 (gezeichnet von Deutschland als erstem westlichen Geberland), Globale Gesundheitsstrategie der Bundesregierung 2020, Koalitionsvertrag 2021.

+++ Professor Markus Engstler vom Biozentrum der Universität Würzburg erhält den renommierten Preis

Berlin, 20.10.2022 – Mit dem Memento Forschungspreis an Professor Markus Engstler vom Biozentrum der Universität Würzburg würdigt die Jury seinen Einsatz in der Grundlagenforschung zum Erreger der Schlafkrankheit. Damit ist zum vierten Mal ein Gründungsmitglied des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten mit dem „Memento Preis“ ausgezeichnet worden. 2019 – erhielt ihn Prof. Dr. Jürgen May vom Bernard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Die Jury zeichnete sein Engagement für die Forschung zu Fieberkrankheiten in Afrika aus; 2017 Dr. Dr. Carsten Köhler und Prof. Dr. Peter Kremsner vom Institut für Tropenmedizin der Eberhard-Karls-Universität Tübingen für den Beitrag der beiden Wissenschaftler zu einer verbesserten Therapie schwerer Malariaverläufe. 2015 erhielt den Preis die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Achim Hörauf vom Institut für medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie (IMMIP), Universitäts-Klinikum Bonn. Die Jury würdigte damit die Entwicklung eines neuen Therapiekonzeptes gegen lymphatische Filariose (Elephantiasis), eine vernachlässigte Fadenwurmerkrankung.

Die Laudatio auf Prof. Engstler hielt Klaus Brehm, Professor für Medizinische Parasitologie am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg, ebenfalls Preisträger von 2016 für seinen Beitrag zur Entwicklung einer wirksamen Therapie gegen Bandwurm-Infektionen.

Der "Memento Preis" für vernachlässigte Krankheiten wurde zum neunten Mal verliehen. Er wird vom Memento-Bündnis vergeben, das sich aus mehreren Organisationen zusammen setzt, wie Ärzte ohne Grenzen, Brot für die Welt, der BUKO Pharma-Kampagne und der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe. Ihr Ziel ist es, mehr Aufmerksamkeit für die vernachlässigten Gesundheitsbedürfnisse von Menschen in ärmeren Ländern zu schaffen.

+++ DNTDs beim Welt Gesundheitsgipfel

Berlin, 17. Oktober 2022 – „Die Weltgemeinschaft muss jetzt handeln, um die die Fortschritte der letzten zehn Jahre zu sichern, die bei der Bekämpfung einzelner vernachlässigter Krankheiten erreicht wurden“. Mit diesem Apell eröffnete Dr. Bernadette Abela-Ridder von der World Health Organization (WHO) ihr Statement. Beim Weltgesundheitsgipfel in Berlin trafen sich zahlreiche Expertinnen und Experten, um die Bedeutung der NTD-WHO Roadmap und der Kigali Declaration on NTDs auf der internationalen Agenda zu diskutieren. Bernadette Abela-Ridder unterstrich weiter, dass durch die Verpflichtungen zahlreicher Staaten, Institutionen und Philanthropen in der Kigali Declaration die Umsetzung der Bekämpfung der NTDs in die Praxis besser gelingen kann. Dirk Meyer, Abteilungsleiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung forderte einen holistischen Ansatz bei der Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten mit mehr Koordination und Kooperation. Es sei „keine Zeit mehr für Wettkampf“, appellierte er und betonte, dass für die NTD-Bekämpfung seines Erachtens drei Säulen wichtig seien: 1. Resiliente Gesundheitssysteme vor allem unter Berücksichtigung von Primary Health Care, 2. Der One-Health Ansatz und 3. soziale Sicherungssysteme.  

Dr. Aimable Mbituyumuremyi, vom Rwanda Biomedical Center, Division Malaria, Neglected Tropical Diseases beschrieb anhand von Schistosomiasis, welche Anstrengungen unternommen werden, sektorübergreifend die hohen Zahlen an Infektionen zu reduzieren. Er betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit von verschiedenen Ministerien bei der NTD-Bekämpfung sei. Auch die Dezentralisierung sei ein Schlüssel, da auf der Community-Ebene die Bedarfe wirklich erkannt werden. Zudem betonte er, dass die Übernahme von politischer Verantwortung der endemischen Länder zentral sei, diese alten Infektionskrankheiten endlich zu beseitigen, dass es der armen Bevölkerung besser gehen kann.

Dr. Johannes Waltz, Merck Group, Head of Merck Schistosomiasis Elimination Program wies daraufhin, dass die großen Medikamentenspenden seines Unternehmens nur ein Puzzlestein sind, bei der Gesundheitsversorgung der kranken Menschen. Die Programme seien viel weitgefächerter. Effektive und nachhaltige Bekämpfung bedürfe eines integrierten Ansatzes. Sein Unternehmen bemühe sich gemeinsam mit Ruanda die Infektionskrankheit Schistosomiasis in diesem Land zu beseitigen.

Moses Okwii von der Christoffel Blindenmission im Südsudan beschrieb seine Arbeit mit der Landbevölkerung, der oft fehlenden Infrastruktur für sauberes Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH). Auch treten in der Region, in der er arbeitet immer wieder Konflikte mit den so genannten Pastoralistinnen und Pastoralisten – Wanderhirten auf, die auf der Suche nach guten Viehweiden mit ihren Herden umherziehen. Seine Herausforderungen seien vielfältig und er arbeite an sektorübergreifenden Ansätzen, die aber noch lange nicht erreicht seien.

Dr. Luis Pizarro, der erst kürzlich sein Amt als Executive Director bei Drugs for Neglected Diseases initiative (DNDi) aufgenommen hat, wies auf neue Forschungsansätze für Chagas Krankheit, Leishmaniose und Mycetoma hin. Er unterstrich aber auch, welche zentrale Rolle Gesundheitsarbeiterinnen und -arbeiter übernehmen, die Medikamente zu den Patienten bringen. Die Programme von der Entwicklung des Medikaments bis zur Behandlung der Patientinnen und Patienten seien immer Teil der Lösung.

Prof. Dr. Achim Hörauf vom Universitätsklinikum Bonn und Dr. Dr. Carsten Köhler vom Institut für Tropenmedizin in Tübingen führten moderierend durch die Veranstaltung.

Die Veranstaltung ist auf youtube verfügbar.