Aktivitäten der Mitglieder und Beobachter des DNTDs

Fortschritt sichern durch Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten

Berlin, 29.05.2024 – „Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben uns in den letzten drei Jahren mit unserem deutschen Partner auf die Integration des One-Health-Ansatzes und die Unterstützung des regionalen Ansatzes von ESPEN konzentriert“, sagte Elisabeth Juma, Team Lead for the Expanded Special Project for Elimination of Neglected Tropical Diseases (ESPEN).

Bei einem Webinar in dessen Fokus die Arbeit von ESPEN stand, organisiert vom Deutschen Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs), dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und seiner Durchführungsorganisation, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) diskutierten nationale und internationale Akteure, die das WHO-Programm unterstützen.

Weiter führte Elisabeth Juma aus, dass die künftigen Herausforderungen für ESPEN die kontinuierliche Finanzierung und die Integration der NTD-Bekämpfung in bereits bestehende nationale Gesundheitsprogramme seien. Die Bekämpfung von weiblicher Schistosomiasis (FGS) zum Beispiel sollten in die Programme für sexuelle und reproduktive Gesundheit oder in Krebsprogramme (z.B. Gebärmutterhalsscreening) eingebettet werden. Ein weiteres wichtiges Thema, so Juma sei Access: Es gäbe z.T. Medikamente, aber die Menschen haben keinen Zugang. Wenn z.B. junge Frauen nicht mehr in die Schule kommen, erhalten sie keine NTD-Medikamente aus den staatlich unterstützten Massenbehandlungsprogrammen, da diese vor allem an Schulen durchgeführt werden.

Daniel Eibach, BMZ, betonte, wie wichtig der Genderansatz im Bereich Globale Gesundheit sei. Es seien vor allem die Frauen, die von Krankheiten auch, oder gerade von vernachlässigten Tropenkrankheiten und deren Auswirkungen betroffen seien. Als Beispiel nannte er die weibliche genitale Schistosomiasis. Ohne die Frauen besonders in den Fokus zu nehmen, könnten die Nachhaltigkeitsziele und auch die WHO-Roadmap zur Eliminierung von NTDs nicht erreicht werden.

Ruth Schumacher, GIZ, ging auf die Herausforderung ein, den One Health Ansatz in Partnerländern mit vielen Akteuren zu koordinieren. Sie bekräftigte, dass Deutschland weiter ein wichtiger Partner an der Seite von ESPEN bleiben möchte und betonte, dass der partnerschaftliche Ansatz wichtig sei. Die Programme könnten nur nachhaltig sein, wenn auch die nationalen Regierungen bereit sind, in Gesundheit zu investieren.

Girija Sankar, Head of NTD-Programmes, CBM Christian Blind Mission, beschrieb am Beispiel von Südsudan, wie wichtig und wie schwierig für die Menschen und Tiere die Gesundheitsversorgung über die NTD-Programme ist. Deshalb sei es unerlässlich, dass die Menschen vor Ort bereits auf Community-Ebene mit involviert und von diesen mitgetragen werden.

Paul Verlé, früher ENABEL, Institute for Tropical Medicine Belgien zeigte anhand der großen Fortschritte bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schlafkrankheit, wie notwendig gute Diagnostik sei, die noch fehle. Das gelte nicht nur für die Schlafkrankheit, sondern auch für vielen andere NTDs. Auch Medikamente die 2-3 Krankheiten gleichzeitig behandeln könnten, wären hervorragend.

Moderiert wurde das Webinar von Prof. Dr. Achim Hörauf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn, Sprecher des DNTDs.

 

Nationale Netzwerke gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten appellieren an ihre Regierungschefs

Berlin, 26.3.2024 - Zum ersten Mal haben die nationalen Netzwerke gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten aus Italien, Frankreich, Japan, Kanada, UK, USA und Deutschland einen Appell/ offenen Brief verfasst, der im Vorfeld des diesjährigen G7/G20 Gipfels in Rom an alle Sherpas in den jeweiligen Ländern verschickt wurde. Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten hat die gemeinsame Erklärung an Staatssekretär Dr. Jörg Kukies im Bundeskanzleramt und an die G7-Vorbereitungsteams in den Bundesministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gesundheit und Bildung und Forschung gesendet.

Berlin, 15.02.2024 – Der Tagesspiegel hat einen Podcast zu vernachlässigten Tropenkrankheiten produziert. Im Gespräch Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs, Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn und Dr. Dr. Carsten Köhler, Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin der Uni Tübingen, Mitglied im Vorstand.

Im Mittelpunkt stehen die Fragen: Was sind NTDs und wo sind sie anzutreffen? Warum betrifft mich das? Wie lässt sich der Gefahr zukünftig begegnen und wie kann ich mich als Einzelperson schützen?

Der Podcast wurde von unserem Mitglied Takeda initiiert und von Tagesspiegel produziert.

Hier der Link zum reinhören:

https://open.spotify.com/episode/5vVb0M8g6Sw02TOzaTDQ73?si=XSOs_P4OQ0iBKWb4OnnRrg&nd=1&dlsi=8b28f836c9df4a9c

Berlin/Bolivien, 30.01.2024 - Am Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten kommt eine Nachricht aus Bolivien von Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs und Direktor des Instituts für Med. Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie an der Uniklinik Bonn. Er unterstützt mit anderen Mitgliedern des Netzwerks und Partnern die Bekämpfung der Chagas-Krankheit in der Provinz Chaco im Süden Boliviens. Mehr dazu im Video.

World Health Summit 2023 - Foto: vfa/konrad
Foto: © vfa/konrad

Aufbau von Kapazitäten und Infrastrukturen in Wissenschaft und Forschung zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten

Berlin, 17.10.2023 – Beim diesjährigen World Health Summit 2023 lag der Schwerpunkt des DNTDs auf der Diskussion um den Aufbau von Kapazitäten und Infrastrukturen für Wissenschaft und Forschung in Ländern, in denen vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) endemisch sind. Im Fokus standen dabei Kooperationen, gemeinsame Ansätze und die Festlegung von Forschungsprioritäten zur Bekämpfung von NTDs von Universitäten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und des privaten Sektors.

Dr. Ibrahima Socé Fall, Director Global Programmes on Neglected Tropical Diseases, World Health Organization (WHO) wies daraufhin, dass wirksame NTD-Maßnahmen gut strukturierter mit anderen Forschungsgebieten abgestimmter Untersuchungen zu angewandter Forschung bedarf für den Aufbau einer soliden Grundlage zur Umsetzung des NTD-Fahrplans 2021-2030.

Dr. Michael Makanga, Executive Director, European & Developing Countries Clinical Trials Partnership (EDCTP) betonte, dass Kapazitäten im Kampf gegen vernachlässigte Infektionskrankheiten stark von der Entwicklung lokaler wissenschaftlicher Exzellenz und Führung abhängen. Geschlechtergerechtigkeit sei eine ganz wichtige Herausforderung. Investiert werden müsste in multidisziplinäre Forschungsteams mit unterschiedlichen Talenten, die sich mit lokal relevanter Forschung befassen und durch internationale Zusammenarbeit bereichert wird. (siehe Slides)

Prof. Dr. Francine Ntoumi, President and Director-General, Congolese Foundation for Medical Research (FCRM) beschrieb das Forschungsnetzwerk CANTAM (Central African Network on Tuberculosis, HIV/AIDS and Malaria).

Seit 2021 werden in diesem von der EU geförderten Forschungsprogramm, EDCTP u.a. auch NTDs berücksichtigt. Durch den Ausbau von Labors an verschiedenen Standorten wurde eine gemeinsame Plattform zur Unterstützung der Ausbildung von Doktoranden geschaffen. Als zweites Beispiel sprach sie über die Forschung zur Bekämpfung von Schistosomiasis bei Schulkindern und schwangeren Frauen am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) in Gabun. (siehe slides)

Dr. Martin Bergfelder, Leiter International Health Policy Unit, Auswärtiges Amt stellte das German-West African Centre for Global Health and Pandemic Prevention vor, das seit 2021 im Rahmen eines DAAD Förderprogramms Globale Zentren für Gesundheit und Pandemievorsorge entstanden ist. Partnerland ist Ghana, wo trans- und interdisziplinäre Forschungsprojekte aufgebaut werden. Im Fokus steht u.a. der One Health Ansatz, da Pandemien oft durch menschliches Eindringen in Lebensreservoire von Wildtieren und dem Kontakt von Erregern entstehen. Grund ist oft eine extensive Landwirtschaft. Auch der Klimawandel kann ein Auslöser sein. Das Programm sieht u.a. PhD-Programme und -Stipendien, sowie Kurse zur Pandemieprävention und-vorsorge vor

Dr. Félix Calderón, Forschungsdirektor, GlaxoSmithKline (GSK) stellte das Forschungszentrum der Tres Cantos Open Lab Foundation (TCOLF) bei Madrid vor, das Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit bietet, am Open Lab u.a. auch an vernachlässigten Tropenkrankheiten zu forschen. Unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhalten Zugang zu den F&E-Einrichtungen, Ressourcen und Fachkenntnissen von GSK, um ihre eigene Forschung im Bereich der Arzneimittel für endemische Infektionskrankheiten voranzutreiben. Tres Cantos Open Lab Foundation handelt unabhängig von GSK und ist nicht gewinnorientiert. Eine Herausforderung ist es, einen rechtlichen Rahmen zu etablieren, um geistiges Eigentum an neuen Entwicklungen zu schützen, aber auch den freien Zugang und die Nutzung zu ermöglichen.  (siehe slides)

Prof. Dr. Clarissa Prazeres da Costa, Co-director Center for Global Health, Technical University of Munich (TUM) stellte die Einbindung der Zivilgesellschaft in Forschungsprojekte in den Mittelpunkt ihrer Präsentation. Sie beschrieb die wichtige Rolle der Hebammen in ländlichen Regionen Pakistans. wo integrierte Gesundheitssysteme fehlen, mangelndes Wissen oder falsche Informationen verbreitet sind. Hebammen sind dort der wichtige Multiplikatorinnen. Über sie werden die vernachlässigten Frauen erreicht. Sie sind ein Schlüssel, um Vertrauen aufzubauen, eine umfassende und respektvolle Mütterbetreuung zu gewährleisten sowie Beratung zur Familienplanung anzubieten. Hebammen können auch geschult werden, um mit der Müttergesundheit assoziierte Krankheiten, wie die Genitale Schistosomiasis zu erkennen. Dieses wurde in einem Workshops zur Frauengesundheit in Gabun umgesetzt. (siehe slides)

In der Diskussion waren sich alle einig, dass die internationale Forschung in Deutschland gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vor allem bei Produktentwicklungspartnerschaften (engl. Product Development Partnerships), kurz PDPs liegen, aber auch bei der Förderung von EDCTP sowie der Förderinitiative Forschungsnetze für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika. U.a. CYSTINET-Afrika-Netzwerk dient als One-Health-Plattform, zur Bekämpfung der durch Bandwürmer verursachten Zystizerkose, die bei einem Befall des Gehirns sich zur Neurozystizerkose entwickeln kann und in Subsahara-Afrika die häufigste Ursache für Epilepsie darstellt.

Moderiert wurde das Panel von Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs und Direktor Institute for Medical Microbiology, Immunology and Parasitology, University Bonn Medical Center und Dr. Carsten Köhler, Direktor, Institute for Tropical Medicine, University Hospital Tübingen.