Pressemitteilungen des DNTDs
Mitglieder des Bundestages gründen Beirat gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten
Berlin 14.6.2018 - Zehn Mitglieder des Deutschen Bundestages unterstützen das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs). Dazu haben sie sich in einem Parlamentarischen Beirat gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zur Stärkung der Gesundheitssysteme zusammengefunden. „Allen Parlamentarierinnen und Parlamentariern, die sich hier zusammengeschlossen haben, ist die Bedeutung des gemeinsamen Engagements gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten bewusst. 1,5 Milliarden Menschen sind weltweit davon betroffen. Das sind in der Regel die Ärmsten der Armen, die weder über ausreichenden Zugang zu Nahrung, Trinkwasser oder Gesundheitsleistungen verfügen. Wir wollen gemeinsam mit dem Deutschen Netzwerk, diesen Menschen hier in Deutschland eine Stimme geben“, sagt Dr. Georg Kippels, Vorsitzender des Parlamentarischen Beirats. „Will die Weltgemeinschaft die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 erreichen, müssen diese Menschen Zugang zu Medikamenten und Behandlung, aber auch zu präventiven Maßnahmen erhalten“, ergänzt Heike Baehrens, stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Beirats. „Deshalb hat der Parlamentarische Beirat neben der Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten auch den Aspekt der Stärkung der Gesundheitssysteme in den Fokus genommen. Wenn viele Menschen an vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) leiden, ist das ein Indiz dafür, dass dort keine oder unzureichende Gesundheitssysteme vorhanden sind.“
Eine der ersten Aktivitäten des Parlamentarischen Beirats gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zur Stärkung der Gesundheitssysteme wird der persönliche Austausch mit Abgeordneten des Britischen Parlaments sein. Auch dort haben sich Parlamentarierinnen und Parlamentarier zu einer Gruppe formiert, um vernachlässigte Tropenkrankheiten zu bekämpfen.
Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung mehr Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit in Aussicht gestellt. Dies ist verbunden mit einem Maßnahmenpaket zur Schaffung von mehr Zukunftsperspektiven vor Ort, der Bekämpfung von Fluchtursachen, der Unterstützung eines fairen Handels und weiteren Maßnahmen. Der Gesundheitsstatus der Bevölkerung, gerade in marginalisierten Regionen im globalen Süden, sollte als wichtige Grundlage für den Erfolg darauf aufbauender Bildungs- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen erkannt und bei der Planung angemessen berücksichtigt werden.
Auch sollen laut Koalitionsvertrag mehr Investitionsmittel für die öffentliche Forschung bereitgestellt werden. Diese kommen insbesondere dem Kampf gegen vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten zugute. Es stellt sich aber die Frage, ob dies ausreicht, um neue Medikamente, Impfstoffe und Diagnostika zu entwickeln oder ob es zusätzlich einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten in der Arzneimittel- und Impfstoffentwicklung bedarf. „Es wird eine gemeinsame Aufgabe des DNTDs und des Beirats sein, die Zusagen der Bundesregierung und deren Einhaltung kritisch zu begleiten“, sagt Prof. Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs.
Mitglieder im Parlamentarischer Beirat gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zur Stärkung der Gesundheitssysteme sind derzeit:
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Deutschland muss handeln
+++ Studie „Einschätzung der deutschen Forschungslandschaft zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ veröffentlicht
++ Umfassende Analyse offenbart Lücken in deutschen Forschungsaktivitäten zu NTDs und zeigt politischen Handlungsbedarf auf
Berlin, 10.4.2018 Im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird eine Studie vorgestellt, die den Beitrag deutscher Wissenschaftsinstitutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) einschätzt. Unter der Federführung des Bernhard-Nocht-Instituts (BNITM) wurden 35 Wissenschaftler befragt, die in Deutschland führend in der NTD-Forschung sind. Ziel war es in komprimierter Form zu zeigen, wo Forschungslücken bestehen und welche Ansätze nötig sind, um die von der WHO gesetzten Ziele zur erreichen, 10 der insgesamt 20 NTDs bis zum Jahr 2020 zu eliminieren bzw. zu eradizieren.
„Die Studie gibt einen wichtigen und notwendigen Impuls für eine bessere Verzahnung der Forschungstätigkeiten“, sagt Studienleiter Jürgen May, Leiter der Sektion Epidemiologie am BNITM und ehemaliger Vorstandssprecher des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs). „Bislang war das Potential Deutschlands im Bereich der Forschung unzureichend dokumentiert und es gab bisher keine systematische Übersicht. Dabei wird die Rolle der NTDs im Kontext der globalen Gesundheit, international, aber auch national zunehmend erkannt,“ führt Jürgen May weiter aus.
„Die Studie weist daraufhin, dass Forschung und Entwicklung zu NTDs durch strukturelle Defizite gekennzeichnet sind. Es bedarf einer politischen Führungsrolle in Hinblick auf die NTD-Bekämpfung und einer umfassenden nationalen Strategie zur Förderung von NTD-Forschung“, sagte Prof Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs und Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn.
Zahlreiche Mitglieder des Deutschen Netzwerks haben an der Studie mitgewirkt wie
Prof. Dr. Christian Bogdan (Institut Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Universitätsklinikum Erlangen), Prof. Dr. Markus Engstler (Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg), Prof. Dr. Achim Hörauf (Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn und Sprecher des DNTDs), Prof. Dr. Michael Hölscher (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Klinikum der Universität München), Dr. Christa Kasang (Missionsärztliches Institut Würzburg, Katholische Fachstelle für Internationale Gesundheit), Dr. Dr. Carsten Köhler (Kompetenzzentrum Tropenmedizin Baden-Württemberg der Eberhard Karls Universität und des Universitätsklinikums Tübingen), Prof. Dr. KH Martin Kollmann (Christoffel Blindenmission (CBM), Universität Nairobi), Prof. Dr. Jürgen May (Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin), Timm Schneider (Samhathi Deutschland – Hilfe für Indien e.V.), PD Dr. Norbert Schwarz (BNITM), Prof. Dr. August Stich (Tropenmedizinische Abteilung, Klinikum Würzburg Mitte gGmbH), Dr. Eva-Maria Schwienhorst-Stich (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe - DAHW).
Die Bedeutung der vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) für die globale Krankheitslast ist besonders groß, da 1,5 Mrd. Menschen an einer oder mehreren NTDs leiden, etwa zwei Milliarden Menschen bedroht sind. Die Folgen für die betroffenen Menschen und ihr Umfeld sind tiefgreifend. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung werden die NTDs in den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) explizit erwähnt. Bis 2030 soll die Zahl derjenigen Betroffenen, die dafür Medikamente benötigen, um 90 Prozent reduziert werden. Das von Deutschland verfolgte Ziel der Gesundheitssystemstärkung ist eine wesentliche Bedingung für die Erreichung der Gesundheitsziele in den SDGs. Das DNTDs tritt dafür ein, dass der Bekämpfung der NTDs in der Umsetzung der Gesundheitssystemstärkung eine zentrale Rolle zukommt.
Link zur Studie: Die im Auftrag des BMBF vom BNITM durchgeführte Studie „Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ wird kommende Woche online frei zugänglich gemacht unter: www.bnitm.de/ntd-expertise
Veröffentlichung des 5. Fortschrittberichts zur London Declaration gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten
++ Mehr als eine Milliarde Menschen wurden 2016 mit Medikamenten gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten versorgt
+++ Deutsches Netzwerk unterstützt die Forderung nach verstärkter Integration der vernachlässigten Tropenkrankheiten in die globale Gesundheitspolitik
Berlin/Tokio. 14.12.2017 – Weltweit leiden mehr als 1,5 Milliarden Menschen an vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs), manchmal an mehreren zugleich. Doch 1 Milliarde von ihnen wurden im Jahr 2016 gegen mindestens eine dieser Krankheiten behandelt. So sind die Bekämpfungsprogramme ihrem Ziel, diese Krankheiten einzudämmen, wieder ein Stück näher gekommen. Das berichtet der fünfte Fortschrittsbericht „Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten, die Schnittstelle zu einer universellen Gesundheitsversorgung (UHC)“ des globalen Bündnisses „Uniting to Combat NTDs“, der heute in Tokio anlässlich einer internationalen Gesundheitskonferenz der japanischen Regierung zu universeller Gesundheitsversorgung (Universal Health Coverage) vorgestellt wird. Der neue Bericht stellt die Bekämpfungsprogramme gegen NTD als Schnittstelle zu einer universellen Gesundheitsversorgung in den Mittelpunkt.
Der Bericht beschreibt Fortschritte seit der 2012 verabschiedeten „London Declaration“. In dieser Deklaration haben Vertreter der Regierungen der USA und Großbritanniens, der WHO, der Weltbank, der Bill & Melinda Gates-Stiftung, der Zivilgesellschaft, Forschungs- und akademischen Einrichtungen und 13 Pharmaunternehmen 2012 vereinbart, bis Ende des Jahrzehnts zehn der vernachlässigten Tropenkrankheiten einzudämmen, zu eliminieren oder auszurotten. Zu diesen zählen beispielsweise die Wurmkrankheiten, Bilharziose (Schistosomiasis), Flussblindheit und Elefantiasis und die afrikanische Schlafkrankheit. An NTD leiden insbesondere die ärmsten Menschen in den oft entlegenen Regionen der Welt.
Im Mittelpunkt des Berichts steht der Nutzen der integrierten Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten für die Gesundheitssysteme von Schwellen- und Entwicklungsländern. „Bei der Ausweitung der Gesundheitsdienstleistungen, insbesondere im Bereich der Primärgesundheit, leisten die Bekämpfungsprogramme gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten einen wesentlichen Beitrag, da sie Medikamente und Gesundheitsdienstleistungen selbst in schwer erreichbare Regionen der Zielländer bringen“, sagt Burkard Kömm, Mitglied des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten und Geschäftsführer der DAHW, Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V.. „Damit kann die NTD-Bekämpfung im Sinne der deutschen globalen Gesundheitsstrategie für den Aufbau von Gesundheitssystemen genutzt werden. Sie ist ein Treiber für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in der Entwicklungspolitik.“
Mehr zur Verknüpfung von universeller Gesundheitsversorgung finden Sie auch in der Studie zum Potential Deutschlands bei der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten, Nov 2017