Pressemitteilungen des DNTDs

Berlin, 19.01.2022 Basierend auf einem Beschluss der WHO-Weltgesundheitsversammlung 2021 wird am 30. Januar 2022 erstmalig offiziell der Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs / Neglected Tropical Diseases) begangen. Zu den NTDs zählen Erkrankungen wie das Dengue-Fieber und Lepra, aber auch Bilharziose, die Schlafkrankheit, Flussblindheit, Trachom und viele Wurmerkrankungen. Weltweit beteiligen sich am Welt-NTD-Tag mehr als 300 Organisationen daran, mit vielfältigen Aktivitäten mehr Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit der Bekämpfung dieser Armutskrankheiten zu lenken.

Auch in Deutschland setzen sich stellvertretend mehr als 100 Personen für die 100%ige Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten ein. Eine Foto-Collage zeigt 100+ dieser engagierten Unterstützerinnen und Unterstützer aus Zivilgesellschaft, Forschung, Privatwirtwirtschaft und Politik. Sie verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass sich möglichst viele Menschen aus verschiedenen Bereichen für die 1,7 Milliarden weltweit von vernachlässigten Tropenkrankheiten Betroffenen einsetzen. Nur so können die oft vermeidbaren NTDs langfristig eliminiert werden.

Unter den 100+ Personen auf der Foto-Collage befinden sich unter anderem der Arzt und Fernsehmoderator Dr. Eckart von Hirschhausen, der Wirtschaftsminister des Bundeslandes Hessen, Tarek Al-Wazir, Abgeordnete des Deutschen Bundestags, anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie der gesamte Vorstand des Deutschen Netzwerkes gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten mit seinem Sprecher Prof. Dr. Achim Hörauf.

Die Weltgesundheitsorganisation hat einen Fahrplan verabschiedet, wie die Krankheiten bis 2030 als öffentliches Gesundheitsproblem unter Kontrolle gebracht werden können. Forscherinnen und Forscher arbeiten an neuen und verbesserten Medikamenten, Impfstoffen, Therapien und Diagnoseverfahren. Viele bereits entwickelte Medikamente gegen diese Infektionskrankheiten werden kostenlos von Pharmaunternehmen gespendet. Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen arbeiten in vielen Regionen der Welt mit unermüdlichem Einsatz an der Verteilung der Medikamente, an gesundheitlicher Aufklärung, Verbesserung der medizinischen Infrastruktur sowie der Behandlung von Erkrankten. Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet, die Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten zu intensivieren.

Zusätzlich unterstützt wird dieses Engagement nun durch die so genannte Kigali-Deklaration (veröffentlicht am 27.1.2022), eine Absichtserklärung von Partnern aus der Industrie, Geberländern, privaten Philanthropen, Forschungseinrichtungen und Organisationen der Zivilgesellschaft. Die Kigali-Deklaration schreibt die Londoner Erklärung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten aus dem Jahr 2012 fort und soll den Fahrplan der Weltgesundheitsorganisation zu NTD-Bekämpfung unterstützen. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Kigali-Deklaration verpflichten sich, auf globaler, regionaler, nationaler, kommunaler und partnerschaftlicher Ebene ihren Teil dazu beizutragen, dass vernachlässigte Tropenkrankheiten bis 2030 ausgerottet, eliminiert oder unter Kontrolle gebracht werden.

In der Woche vom 24. - 30. Januar 2022 sind in Deutschland und weltweit zahlreiche Aktionen geplant.

++Berlin Ein Kamingespräch mit dem neuen Parlamentarischen Staatssekretär im BMZ, Herrn Nils Annen zu den NTDs macht den Auftakt. Am 30.1.22 wird das Sony-Center auf dem Potsdamer Platz orange erleuchtet. Auf einem großen Monitor werden 100 Menschen zu sehen sein, die sich für 100%iges Engagement gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten einsetzen

++Bensheim/Südsudan/Demokratische Republik Kongo/Nigeria Ebenfalls am 30.1.22 macht die Christoffel-Blindenmission (CBM) mit ihren Partnern in Projektländern des Globalen Südens auf den Bedarf der NTD-Bekämpfung aufmerksam und organisiert die Beleuchtung von bekannten Gebäuden sowie Sehenswürdigkeiten im Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo und Nigeria

++Würzburg – Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) plant für den 30.1.22 die Erleuchtung des Kilians-Brunnens sowie eine Ausstellung.

++International 27.01.2022 Launch der Kigali Declaration virtuelles Event 30.01.2022 Weltweite Beleuchtungs-Aktion von bekannten Gebäuden und Wahrzeichen wie schon 2021, u.a. der Tokio-Tower, die Chinesische Mauer, das Kolosseum in Rom, das Burj Al Arab, die Niagarafälle bis hin zur Christusstatue in Rio .de Janeiro

+++ Auswirkungen der Kürzungen auf deutsche Programme

Berlin/London - 07. Mai 2021. Die britische Regierung plant, laut Meldung der britischen Zeitung Telegraph und zahlreicher betroffenen Institutionen, ihre Hilfen im Bereich vernachlässigte Tropenkrankheiten von 167 Millionen britische Pfund (ca. 193 Mio EUR ) auf 17 Millionen britische Pfund (ca. 20 Mio. EUR) zu senken. Zwar hat die britische Regierung noch nicht bekannt gegeben, ab wann die Kürzung greifen soll, ExpertInnen gehen aber davon aus, dass die Maßnahmen ab sofort eingestellt werden sollen.

Die Kürzung hätte für die Bekämpfung der vernachlässigten Tropenkrankheiten verheerende Auswirkungen. Die Gelder, die gestrichen werden sollen, sind bisher vor allem für die Durchführung von medikamentösen Massenbehandlungen genutzt worden. Von Pharmaunternehmen gespendete Medikamente sind über diesen Weg an kranke Menschen verteilt worden. So würden z.B. Praziquantel Tabletten, die vom deutschen Unternehmen Merck kostenfrei zur Behandlung von Schistosomiasis (Bilharziose) zur Verfügung gestellt werden, die Menschen vor Ort nicht mehr erreichen. „Unsere Arbeit würde dadurch um Jahre zurückgeworfen werden. Allein in diesem Jahr werden ohne die nötige Implementierung vor Ort bis zu 35 Millionen Patienten nicht behandelt werden können. Die von uns bereits gelieferten Tabletten könnten so ungenutzt verlorengehen. Welche Auswirkungen diese Mittelkürzungen auf lange Sicht haben werden, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht im Detail abschätzen“, sagt Dr. Johannes Waltz, Leiter des Programms zur Bekämpfung der Schistosomiasis bei Merck.

Auch die Nichtregierungsorganisation Christoffel-Blindenmission (CBM) wäre von den Kürzungen betroffen. Mit den Mitteln der britischen Regierung werden derzeit Partnerorganisationen in Südsudan vor allem bei der Bekämpfung der Augenkrankheiten Flussblindheit (Onchozerkose) und Trachom unterstützt. „Durch die Mittelkürzung werden schätzungsweise sechs Millionen Menschen dieses Jahr keine Behandlung erhalten können“, befürchtet Johan Willems, Programmmanager für vernachlässigte Tropenkrankheiten bei CBM. Ähnliches befürchtet Burkard Kömm, Geschäftsführer der DAHW, dessen Partner ihn informiert haben, dass im gesamten Nord-Osten Tansanias am Victoriasee die geplanten Behandlungszyklen für die Schistosomiasis ausfallen, wenn die britische Unterstützung nicht mehr da ist. Hunderttausende Schulkinder und Erwachsene in der Region würden für Jahre keine Behandlung mehr bekommen.

In einem offenen Brief hatten sich britische Organisationen, angesichts der zu befürchtenden, verheerenden Auswirkungen auf die NTD-Bekämpfungsprogramme, an ihre Regierung gewandt mit der Bitte, ihre Entscheidung zu überdenken. In ihrem Brief weisen sie darauf hin, dass auf die NTD-Programme lediglich ein Prozent der gesamten UK-Entwicklungshilfe entfielen und jedes einzelne britische Pfund der öffentlichen Hilfe von den Pharma- und den philanthropischen Partnern mit 26 britische Pfund (ca. 30 Mio. EUR) ergänzt wird. Sie fragen, wie es sein könne, dass Großbritannien, von heute auf morgen ihre zuvor gegebene Zusage von April 2021 bis März 2022 in 24 Ländern, darunter in einigen der meist unterversorgten und ärmsten Gemeinden, die Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten durch die Bereitstellung von 251 Millionen Behandlungen unterstützen zu wollen, einfach so zurücknehme?

Die Kürzungen im NTD-Programm stehen im Kontext der allgemeinen Einsparungen der britischen Regierung, die die öffentliche Entwicklungsfinanzierung von 0,7 Prozent des BIP auf 0,5 Prozent reduziert. Das Foreign, Commonwealth and Development Office (FCDO), das für die Entwicklungshilfe zuständig ist, soll so insgesamt 4 Milliarden britische Pfund (fast 5 Milliarden EUR) einsparen.

Der Geschäftsführer der DAHW, Burkard Kömm, fordert in diesem Zusammenhang von der Bundesregierung eine schnelle und massive Erhöhung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit (ODA) speziell im Gesundheitsbereich, auf die international vereinbarte Quote von 0,7 Prozentz des Bruttonationaleinkommen. Momentan ist Deutschland lediglich bei 0,6 Prozent angelangt. Die zusätzlichen Mittel würden direkt zu einer besseren Gesundheit von Millionen von Menschen weltweit beitragen.  

Bei der Vermittlung von Interviewpartnern helfen wir Ihne gern weiter.

+ + + Viele Mitglieder des DNTDs beteiligt

Berlin, 18. Januar 2021 – Bei einer Aktionswoche zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten vom 25.-31. Januar 2021 wird weltweit auf Menschen aufmerksam gemacht, die sonst kaum Beachtung geschenkt bekommen. Es sind etwa 1,5 Milliarden Menschen, die an einer oder mehreren vernachlässigten Tropenkrankheiten leiden. Sie stehen häufig im Abseits, weil sie fast immer zu den Ärmsten der Armen gehören.

Beleuchtungsaktion: Orange-violette Monumente und Gebäude weltweit

Am 30. Januar 2021, dem Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten, werden in Ländern auf der ganzen Welt Gebäude angestrahlt – von Lila ins Orange changierend. Damit wird ein Zeichen gesetzt und weltweit aufgerufen, mehr gegen diese Infektionskrankheiten zu tun.

In Berlin wird das Sony-Center am Potsdamer Platz in diesen Farben beleuchtet, darüber hinaus das Hauptgebäude der Bayer AG im Wedding. Bayer engagiert sich seit mehr als zehn Jahren im Kampf gegen die vernachlässigten Tropenkrankheiten und spendet kostenfrei Medikamente zur Bekämpfung der Afrikanischen Schlafkrankheit und der Chagas-Krankheit an die WHO, die diese wiederum zu den betroffenen Menschen bringt.

In Würzburg wird die dort ansässige Hilfsorganisation DAHW Deutsche Lepra- und  Tuberkulosehilfe e. V. den Kiliansbrunnen am Hauptbahnhof in Orange beleuchten      und mit einem Videotalk auf die Bekämpfung der NTDs Bilharziose und Lepra  hinweisen. Bundesweit setzen ehrenamtliche Helferinnen und Helfern der  DAHW eigene Aktionen um oder schließen sich der #WearOrange-Kampagne an.  Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller hat sich bereits bei der DAHW und dem DNTDs für ihre Initiative und Unterstützung im Kampf gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten bedankt.

Die Hilfsorganisation CBM (Christoffel Blindenmission e.V.) wird sich ebenfalls in der Region ihres Hauptsitzes im südhessischen Bensheim an der Beleuchtungsaktion            beteiligen.

Weltweit werden insgesamt mehr als 40 Gebäude angestrahlt (Stand 15.1.21), u.a. die Chinesische Mauer in Beijing, der schiefe Turm zu Pisa, das Kolosseum in Rom, Petra in  Jordanien und der Bloomberg Tower in New York.

Initiator dieser weltweiten Kampagne ist das Kronprinzen Gericht von Abu Dhabi, unterstützt von 230 Partnerorganisationen (https://worldntdday.org/partners/), darunter Forschungsinstitutionen/Universitäten, Pharmaunternehmen, Gesundheitsministerien und Nichtregierungsorganisationen.

NTD-Woche mit diversen Aktivitäten

Neben der Beleuchtungsaktion werden in der kommenden Woche international als auch in Deutschland diverse Veranstaltungen zu vernachlässigten Tropenkrankheiten stattfinden:

  • Am 25. Januar 2021 wird das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten zum Auftakt der Aktionswoche zu einer virtuellen Veranstaltung unter Schirmherrschaft von Dr. Georg Kippels MdB einladen, bei der die Chagas-Krankheit im Mittelpunkt stehen wird, eine der von der WHO gelisteten NTDs, die bis 2030 eliminiert werden sollen. Chagas ist vor allem in Lateinamerika verbreitet, aber zunehmend auch in den USA und in Europa zu finden.  Mehr Informationen und Registrierung unter folgendem Link   https://eveeno.com/webtalk-dntds-europa-2021
  • Am Januar 2021 wird im Deutschen Bundestag das Thema „Bis zur letzten Meile auf dem Weg zu erfolgreicher Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTDs) – deutsche Umsetzungsbeiträge zur neuen WHO-NTD-Roadmap 2021-2030“ im Unterausschuss Globale Gesundheit diskutiert.
  • Am 28. Januar 2021 wird die WHO im Rahmen dieser Woche den neuen Aktionsplan 2030 zur Bekämpfung der NTDs, der Ende letzten Jahres von der World Health Assembly angenommen wurde, der Öffentlichkeit vorstellen. Neu ist insbesondere der integrative, sektorübergreifende Ansatz und die Betonung der Verantwortung der Länder, in denen die Krankheiten endemisch sind. Anmeldungen sind unter diesem Link möglich https://bit.ly/3ieAapB

Weitere Informationen zur NTD-Woche können Sie über unser DNTDs-Koordinationsbüro erhalten.