Berlin, 18.06.2025 – Das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) freut sich sehr über die Entscheidung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), den diesjährigen Engagementpreis für „herausragendes persönliches Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit“ an Prof. Dr. Martin Kollmann zu verleihen. Ausgezeichnet wird sein Lebenswerk, das in besonderer Weise zur Verwirklichung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 beiträgt.
Bereits Anfang der 2000er Jahre – als vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs) in Deutschland kaum mehr Beachtung fanden – setzte sich Prof. Kollmann mit großem Nachdruck dafür ein, dass diese vermeidbaren und in der Regel mit Armut assoziierten Krankheiten wieder auf die entwicklungspolitische Agenda Einzug finden. Er trug maßgeblich dazu bei, dass 2014 das Deutsche Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten gegründet wurde. Die Gründung stand unter dem Eindruck der London Declaration, die zwei Jahre zuvor von engagierten Geberländern, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen unterzeichnet wurde, und den Kampf gegen die vernachlässigten Tropenkrankheiten in den Fokus rückte, aber damals von Deutschland nicht unterzeichnet wurde.
Professor Dr. Martin Kollmann konnte gemeinsam mit dem DNTDs dazu beitragen, dass in den folgenden Jahren die Bekämpfung dieser Krankheiten in Deutschland wieder an Beachtung gewann. Es wurden Programme aufgesetzt, wichtige Institutionen in der Bekämpfung der NTDs von der Bundesregierung unterstützt. Als 2022 die Erklärung von London erneuert und mit der Kigali Declaration dem Kampf gegen die NTDs große Priorität auf der Agenda der globalen Gesundheit eingeräumt wurde, war Deutschland die erste westliche Industrienation, die diese unterschrieb.
Professor Dr. Martin Kollmann ist Facharzt für Augenheilkunde. Geprägt wurde sein Weg durch persönliche Erfahrungen: In den 1980er Jahren arbeitete er im Rahmen des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) als Arzt im ländlichen Äthiopien. Dort begegnete er nicht nur tiefer Armut, vermeidbarer Blindheit und Ausgrenzung, sondern auch der beeindruckenden Widerstandskraft der betroffenen Menschen.
1994 mit Unterstützung des DAAD ging er als Dozent nach Nairobi, um die augenärztliche Ausbildung vor Ort im Rahmen einer Partnerschaft mit der Universität München zu stärken. Ab 2001 arbeitete er mit der Christoffel-Blindenmission (CBM). Schwerpunkt war die Ausbildung und der Aufbau nachhaltiger Gesundheitsstrukturen in ländlichen Regionen Kenias.
Ab 2010 lag sein beruflicher Schwerpunkt auf der Bekämpfung von NTDs. In seiner Funktion als Fachberater der CBM arbeitete er eng mit Partnern aus nationalen Programmen, der WHO, der Forschung, der Industrie und der Zivilgesellschaft zusammen. Besonders wertvoll war ihm die direkte Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitshelfer:innen und Freiwilligen: „Sie kennen die Herausforderungen vor Ort am besten – und oft auch die passenden Lösungen. Ich habe viel von ihnen gelernt – über Respekt, Innovation und Menschlichkeit.“ Mit dem „Train-the-Trainer“-Ansatz hat Prof. Kollmann maßgeblich dazu beigetragen, Gesundheitspersonal vor Ort zu qualifizieren – und vielen Menschen ihr Augenlicht zurückzugeben.
Von Nairobi aus setzt sich Martin Kollmann bis heute, selbst im Ruhestand, mit großem fachlichem, politischem und menschlichem Engagement für das deutsche Engagement gegen NTDs ein. Als Brückenbauer zwischen Forschung, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft gibt Prof. Kollmann wertvolle Impulse – auch für die Umsetzung der WHO-NTD-Roadmap 2030, die in diesem Jahr zur Halbzeitbilanz ansteht. Mit Blick auf die Zukunft mahnt er: „Für das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele und die Eliminierung von NTDs braucht es globale Solidarität, innovative Ansätze, starke lokale Strukturen – und die aktive Einbindung der Betroffenen. Zivilgesellschaftliches Engagement ist dabei nicht optional, sondern unerlässlich.“
Foto: CBM Christoffel Blindenmission