Deutsches Netzwerk gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten
Forschung und Entwicklung im Bereich vernachlässigter Tropenkrankheiten müssen weitergeführt werden. Innovationen – neue Konzepte und Behandlungsmethoden, Diagnostik und die Entwicklung von neuen Impfstoffen und Medikamenten sind unerlässlich, um den betroffenen Menschen zu helfen.
Aber oft erreichen in manchen Gegenden die Medikamente, die zum Teil von den Pharmaherstellern kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, die Menschen, die sie benötigen gar nicht oder nur unter großem Aufwand. Die sogenannte allerletzte Meile, also die letztendlich wenigen Schritte im Land, zum Dorf, das an keine Straße angebunden ist, das außerhalb des Versorgungsradius der Gesundheitssysteme liegt, kann nicht überwunden werden.

Nur im gemeinsamen Schulterschluss mit den Regierungen der wohlhabenden Industrieländer, in denen die NTDs endemisch sind, mit ihrem politischen Willen und mit Unterstützung von Gebern – philanthropischer Organisationen, der wohlhabenden Industrieländern, multilateraler Organisationen, wie der WHO und Weltbank, Pharmaunternehmen, die die Medikamente spenden und forschen, Nichtregierungsorganisationen, die NTD-Programme implementieren - können die NTDs erfolgreich bekämpft oder im Idealfall, sogar ihr Ausbruch verhindert werden.
NTDs und Europa
In letzter Zeit wurden vereinzelte Ausbrüche von NTDs auch in Europa, außerhalb ihrer eigentlichen Ursprungsgebiete berichtet: Die Leishmaniose tritt besonders in den Tropen, Peru und Kolumbien und im östlichen Afrika auf. Sie wird durch die Sandfliege übertragen. Wahrscheinlich, aufgrund des Klimawandels, wurden auch in Deutschland Sandfliegen gefunden und Fälle von hier erworbener Leishmaniose berichtet.
In Südfrankreich, Kroatien, Griechenland und Madeira hatten sich Menschen vor Ort mit Dengue Fieber infiziert. Das Dengue-Fieber wird von Stechmücken der Art Aedes (die Gelbfiebermücke Aedes aegypti und die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus) in über 100 Ländern der Tropen und Sub-tropen übertragen und gilt als die häufigste durch Stechmücken übertragene Viruserkrankung. Üblicherweise infizieren sich Touristen mit dem Dengue-Fieber bei einem Aufenthalt in Thailand oder Indonesien.
Es wurden auch Infektionen mit Bilharziose/Schistosomiasis gemeldet. Reisende hatten in Südkorsika im Fluss Cavo bei Porto Vecchio gebadet und sich dort im Wasser mit den Parasiten angesteckt.
Klimawandel
Der Klimawandel begünstigt die Verbreitung vernachlässigter Tropenkrankheiten. Extreme Wetterlagen, Starkregen, Überschwemmungen können Epidemien auslösen. Mückenlarven entwickeln sich schneller, wenn es warm ist. Forscher aus den USA und Südafrika haben festgestellt, wie sich die Ausbreitung von zwei Mückenarten durch verändertes Klima auswirken. Es geht um Mückenarten, die das Dengue-Fieber, Zika und das Chikugunya-Fieber übertragen. Durch die globale Erwärmung in den nächsten 30 Jahren könnten sich durch die veränderte Ausbreitung der Mückenarten eine halbe Milliarde Menschen mehr dem Risiko von Tropenkrankheiten aussetzen.
Aktuelle Nachrichten
Launch der neuen NTD-Roadmap

Berlin- 28.1.2021 Beim Launch der neuen WHO-NTD Roadmap 2030 sprach Dr. Maria Flachsbarth, Staatssekretärin im BMZ von der neuen Roadmap als gutem Instrument, die gute Zusammenarbeit mit der WHO fortzusetzen.
One Health – Thema beim Global Forum for Food and Agriculture (GFFA)

Berlin, 19.Januar 2021 - Beim Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) hat DNTDs-Vorstandsmitglied Christian Griebenow beim Panel „Vorbeugung ist die günstigste Medizin: „One Health“ in der Praxis bei der nachhaltigen Viehzucht in Subsahara-Afrika“ zahlreiche Praxisbeispiele für den One Health Ansatz vorgestellt.
Afrikanische Schlafkrankheit - Else Kröner-Fresenius-Preis vergeben
Frankfurt/Demokratische Republik Kongo. – 03.12.2020. Den diesjährigen Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit erhält Dr. Florent Mbo mit dem Projekt „Schlafkrankheit in Afrika: Fexinidazol ist jetzt da! Projekt zur Förderung eines einfachen Zugangs zum neuen oralen Medikament gegen die Schlafkrankheit“. Die EKFS ehrt damit ein Projekt aus dem Bereich der Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten, welches maßgeblich zur nachhaltigen Eliminierung der Schlafkrankheit in der Demokratischen Republik Kongo beiträgt.
Delegierte der Weltgesundheitsversammlung stimmen dem neuen WHO-Fahrplan zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten für 2021–2030 zu
Berlin/Genf 12.11.2020 – Auf der virtuellen 73. Sitzung der Weltgesundheitsversammlung haben die Delegierten mit überwältigender Mehrheit die neue Roadmap zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten für 2021–2030 angenommen. Dagmar Reitenbach aus dem Bundesgesundheitsministerium unterstrich als Sprecherin der deutschen Delegation die neuen Möglichkeiten im kommenden Jahrzehnt zur Stärkung der öffentlichen Gesundheitsversorgung durch den neuen Fahrplan zur Bekämpfung von NTDs.
Labortests: Medikament gegen Elephantiasis und Flussblindheit stoppt Wachstum von Coronaviren
Decatur, Georgia, 7. April 2020 - In einer Erklärung des Mectizan Expert Committee heisst es: Australische Forscher haben herausgefunden, dass das Medikament Ivermectin einen reduzierenden Einfluss auf das Wachstum von SARS-Cov-2 in der Zellkultur hat. Schon in Vergangenheit wurde gezeigt, dass der Einsatz bei in vitro Versuchen Einfluss auf die Replikation anderer Viren (wie HIV, Dengue-Fieber, Influenza und Zika) hat. Die Dosierung des Medikaments, um den gewünschten Effekt zu bewirken, ist jedoch sehr hoch. Bei Tierversuchen könne es zu Vergiftungen kommen. Dies führt zur Erkenntnis, dass das Medikament Ivermectin nicht geeignet ist, um bei Patienten die COVlD-19 Last zu reduzieren.
Das Globale Vektor-Hub bei you tube vorgestellt
Berlin, 4. April 2020 - Das Global Vector Hub ist eine offene, interaktive Plattform auf you tube. Durch die Möglichkeit der schnellen Reaktion auf durch Vektoren übertragene Krankheitsausbrüche auf der ganzen Welt hat diese Plattform das Potential, die Vektorforschungs- und Vektorkontrollprogramme zu transformieren und zu revolutionieren.
Mehr dazu auf dem youtube Kanal der International Society for Neglected Tropical Diseases
COVID 19: Die WHO hat vorläufige Leitlinien für die Umsetzung von NTD-Programmen herausgegeben
Genf, 1. April 2020 - Die COVID-19 Pandemie hat in fast allen Ländern der Welt zu bisher nie dagewesenen gesundheitsbezogenen Eingriffen geführt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vorläufige Leitlinien für die Umsetzung von NTD-Programmen herausgegeben. Darunter befinden sich Maßnahmen die sich auf Handhygiene, Etikette bei Husten und Niesen, physische Distanz beziehen.
Uniting to combat NTDs und COVID 19
London, 23.März 2020 - Uniting to combat NTDs (UTC) ist besorgt über die aktuelle Covid-19-Pandemie und beobachtet kontinuierlich die Entwicklung. UTC unterstützt uneingeschränkt die Maßnahmen der Weltgesundheitsorganisation und ihrer Partner, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern und zu stoppen. Sie weisen vor allem auf das Risiko hin, dem marginalisierte Gemeinschaften in armen Ländern ausgesetzt sind. UTC ist jedoch zuversichtlich, dass lokale Antworten gefunden werden können, wie bei der Ebola Epidemie 2014-2016 in Westafrika.
Antwort auf Kleine Anfrage an die Bundesregierung zur Bekämpfung von vernachlässigten Tropenkrankheiten liegt vor
Berlin, 30.01.2020 - Abgeordnete der FDP-Fraktion erkundigten sich bei der Bundesregierung, was zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten getan wird. Die Antworten auf die Kleine Anfrage, die unter Federführung von Prof. Dr. Andrew Ullmann MdB gestellt wurde, liegen vor. Thematisiert werden u.a. die Aktivitäten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), um vernachlässigte Tropenkrankheiten zu bekämpfen.
Bernhard-Nocht-Institut baut neuen Forschungsbereich für Implementationsforschung auf

Berlin/Hamburg, 13.01.2020 - Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin erweitert seine Aktivitäten um eine Abteilung, die sich der Implementationsforschung widmet. Bei einer Feierstunde betonten die geladenen Gäste, wie wichtig der Forschungszweig sei, da es nicht ausreiche, nur Medikamente und Therapien zu erforschen und zu entwickeln. Vielmehr gehe es auch darum, zu verstehen, wie sie am besten zu den Kranken gebracht und von diesen akzeptiert werden. Deshalb müsste die Implementationsforschung interdisziplinär organisiert sein. Künftig werden am BNITM Sozialanthropolog*innen, Kommunikationswissenschaftler*innen, Gesundheitsökonom*innen zusammen mit Kolleg*innen aus Afrika gemeinsam arbeiten. Der Leiter der Implementationsforschung und ehemaliger Sprecher des Deutschen Netzwerks gegen Vernachlässigte Tropenkrankheiten, Jürgen May, betonte im Beisein von Sabine Weiss, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, man könne sich nicht nur auf den gesunden Menschenverstand verlassen. Man müsse sich mehr auf empirische Ergebnisse verlassen können.