DNTDs gratuliert dem diesjährigen Memento-Preisträger Team: Carsten Köhler und Peter Kremsner vom Institut für Tropenmedizin (ITM) in Tübingen

++ DNTDs unterstreicht Stärkung und Sicherung von deutsch-afrikanischen Forschungsstrukturen

08.03.2017. Berlin. Schon zum zweiten Mal erhält ein Mitglied des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) den Memento-Preis gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten. Dieses Jahr geht er an das Mitglied im Vorstand Dr. Dr. Carsten Köhler, Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin der Universität Tübingen.

Gemeinsam mit dem Initiator und wissenschaftlichen Leiter der Studie, Professor Dr. Peter Kremsner, erhält er den Memento Preis 2017 für den Nachweis der Wirksamkeit einer vereinfachten Artemisinin-Therapie bei an schwerer Malaria erkrankten Kindern. In einer groß angelegten Studie wurden 1074 Kinder therapiert mit dem Ziel, das Behandlungsschema zu vereinfachen, um so mehr Kinder mit lebensbedrohlichen Komplikationen zu behandeln.

Üblicherweise wird erkrankten Kindern bei der aufwendigeren Standardbehandlung innerhalb von 72 Stunden fünf Mal Artesunat intravenös oder intramuskulär verabreicht, da diese Patienten nicht mit Tabletten behandelt werden können. Die Studie konnte zeigen, dass dieses von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Therapieschema vereinfacht werden kann: dieselbe Effektivität wird mit einer lediglich dreimaligen Gabe als Injektion in einen Muskel innerhalb von nur 48 Stunden erreicht.

„Eine vereinfachte Therapie ist gerade in den Regionen von großer Relevanz, wo vernachlässigte Tropenkrankheiten auftreten, in denen also in der Regel kein gut funktionierendes Gesundheitssystem existiert und die Menschen arm sind. Gerade in fragilen Ländern sind Therapien, wenn sie sich über Tage oder gar Wochen und Monate hinziehen, kaum durchzuführen. Es gibt kaum Krankenhäuser, die Wege dorthin sind meist weit und oft gefährlich“, sagt Prof. Dr. Jürgen May, Sprecher des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs) und Leiter der Arbeitsgruppe Infektionsepidemiologie beim Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). „Außerdem zeigt gerade dieses Projekt, wie wichtig die Zusammenarbeit mit Partnern in den endemischen Ländern ist, denn ohne das Netzwerk für klinische Studien zur schweren Malaria bei Kindern in Afrika (Severe Malaria in African Children Network / SMAC), zu dem auch die Tübinger Partnerinstitution CERMEL in Lambaréné, Gabun gehört, wäre die Studie nicht möglich gewesen“, sagt Köhler.

Das DNTDs fordert deshalb schon seit langem als wichtige Maßnahmen zur Stärkung der Forschung vernachlässigter Tropenkrankheiten eine entsprechende Ausweitung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) um ein Sonder-Budget von 5 Mio. EUR für verbesserte nicht-invasive Diagnostik und Kontrolle von Morbidität („morbidity control“). Außerdem sollten bereits vorhandene nachhaltige und partnerschaftlich deutsch-afrikanische Forschungsstrukturen als Keimzelle für die gezielte Bildung von lokalen Forschungskapazitäten zur Bekämpfung von NTDs gestärkt und langfristig gesichert werden. Innerhalb des DZIF arbeitet die deutsche Spitzenforschung bereits mit African Partner Institutions in Burkina Faso, Gabun, Ghana und Tansania zusammen. Eine gemeinsame Förderung dieser exzellenten Forschungs- und Ausbildungszentren im Bereich der vernachlässigten Tropenkrankheiten durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wäre hierfür sinnvoll.

Gerade im Vorfeld des NTD-Gipfels der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im April in Genf und des G20-Gipfels in Hamburg mahnt das DNTDs verstärktes deutsches Engagement gegen NTDs an. Mehr Forschung und Entwicklung sowie gezielt auf NTDs ausgerichtete Gesundheitssystemstärkung sind dafür erforderlich.

Weiter Informationen bei Interviewwünschen über das DNTDs-Koordinationsbüro:
Telefon  030 236 246 03
www.dntds.de

Zum Mementopreis:

2015 hatte die Forschergruppe um Prof. Achim Hörauf vom Universitätsklinikum Bonn den Memento- Forscherpreis 2015 erhalten. Die Arbeitsgruppe des Bonner Klinikums erhielt die Auszeichnung für die Entwicklung einer Therapie gegen parasitische Fadenwürmer (lymphatische Filariose). Parasitäre Fadenwürmer verursachen in tropischen Ländern viele Krankheiten wie zum Beispiel die Elephantiasis. Sie ist eine Spätfolge von Infektionen, bei der Hände und Füße abnorm anschwellen. Wissenschaftler der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Hörauf haben einen Wirkstoff gefunden, der die Würmer abtötet und auch die Schwellungen bei der Elefantiasis rückbildet. Das Universitätsklinikum Bonn gehört zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs). 

In der Kategorie Forschung und Entwicklung des Memento Preises werden Forschungsaktivitäten ausgezeichnet, die mit öffentlichen deutschen Geldern finanziert und in den letzten 24 Monaten veröffentlicht wurden. Die Forschungen stellen außerdem einen wichtigen Beitrag zu Forschung und Entwicklung im Bereich vernachlässigter Krankheiten dar. Die Preisträger wurden von einer Jury aus renommierten internationalen Wissenschaftlern ausgewählt. Der Forschungspreis ist mit 5.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von der durch die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V. gegründeten Hermann-Kober-Stiftung bereitgestellt. Der Memento Preis wird alljährlich von der BUKO Pharma-Kampagne, die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.V., Brot für die Welt und Ärzte ohne Grenzen e.V. ausgelobt.

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