Deutschland muss handeln

Studie „Einschätzung der deutschen Forschungslandschaft zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ veröffentlicht

+++ Studie „Einschätzung der deutschen Forschungslandschaft zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ veröffentlicht

++ Umfassende Analyse offenbart Lücken in deutschen Forschungsaktivitäten zu NTDs und zeigt politischen Handlungsbedarf auf

Berlin, 10.4.2018 Im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird eine Studie vorgestellt, die den Beitrag deutscher Wissenschaftsinstitutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) einschätzt. Unter der Federführung des Bernhard-Nocht-Instituts (BNITM) wurden 35 Wissenschaftler befragt, die in Deutschland führend in der NTD-Forschung sind. Ziel war es in komprimierter Form zu zeigen, wo Forschungslücken bestehen und welche Ansätze nötig sind, um die von der WHO gesetzten Ziele zur erreichen, 10 der insgesamt 20 NTDs bis zum Jahr 2020 zu eliminieren bzw. zu eradizieren.

„Die Studie gibt einen wichtigen und notwendigen Impuls für eine bessere Verzahnung der Forschungstätigkeiten“, sagt Studienleiter Jürgen May, Leiter der Sektion Epidemiologie am BNITM und ehemaliger Vorstandssprecher des Deutschen Netzwerks gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs). „Bislang war das Potential Deutschlands im Bereich der Forschung unzureichend dokumentiert und es gab bisher keine systematische Übersicht. Dabei wird die Rolle der NTDs im Kontext der globalen Gesundheit, international, aber auch national zunehmend erkannt,“ führt Jürgen May weiter aus.

Ergebnisse der Studie sind:
- Die deutschen Forschungsaktivitäten sind sehr heterogen;
- sie sind von biomedizinischer Grundlagenforschung bestimmt;
- translationale Forschung und Entwicklung zur Kontrolle und Behandlung von NTDs sind unterrepräsentiert;
- Deutschland liegt in der NTD Forschung im internationalen Vergleich zurück, nicht zuletzt wegen fehlender politischer Unterstützung.

 

„Die Studie weist daraufhin, dass Forschung und Entwicklung zu NTDs durch strukturelle Defizite gekennzeichnet sind. Es bedarf einer politischen Führungsrolle in Hinblick auf die NTD-Bekämpfung und einer umfassenden nationalen Strategie zur Förderung von NTD-Forschung“, sagte Prof Dr. Achim Hörauf, Sprecher des DNTDs und Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn.

Zahlreiche Mitglieder des Deutschen Netzwerks haben an der Studie mitgewirkt wie

Prof. Dr. Christian Bogdan (Institut Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene, Universitätsklinikum Erlangen), Prof. Dr. Markus Engstler (Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg), Prof. Dr. Achim Hörauf (Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie, Universitätsklinikum Bonn und Sprecher des DNTDs), Prof. Dr. Michael Hölscher (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, Klinikum der Universität München), Dr. Christa Kasang (Missionsärztliches Institut Würzburg, Katholische Fachstelle für Internationale Gesundheit), Dr. Dr. Carsten Köhler (Kompetenzzentrum Tropenmedizin Baden-Württemberg der Eberhard Karls Universität und des Universitätsklinikums Tübingen), Prof. Dr. KH Martin Kollmann (Christoffel Blindenmission (CBM), Universität Nairobi), Prof. Dr. Jürgen May (Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin), Timm Schneider (Samhathi Deutschland – Hilfe für Indien e.V.), PD Dr. Norbert Schwarz (BNITM), Prof. Dr. August Stich (Tropenmedizinische Abteilung, Klinikum Würzburg Mitte gGmbH), Dr. Eva-Maria Schwienhorst-Stich (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe - DAHW).

Die Bedeutung der vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) für die globale Krankheitslast ist besonders groß, da 1,5 Mrd. Menschen an einer oder mehreren NTDs leiden, etwa zwei Milliarden Menschen bedroht sind. Die Folgen für die betroffenen Menschen und ihr Umfeld sind tiefgreifend. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung werden die NTDs in den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) explizit erwähnt. Bis 2030 soll die Zahl derjenigen Betroffenen, die dafür Medikamente benötigen, um 90 Prozent reduziert werden. Das von Deutschland verfolgte Ziel der Gesundheitssystemstärkung ist eine wesentliche Bedingung für die Erreichung der Gesundheitsziele in den SDGs. Das DNTDs tritt dafür ein, dass der Bekämpfung der NTDs in der Umsetzung der Gesundheitssystemstärkung eine zentrale Rolle zukommt.

Link zur Studie: Die im Auftrag des BMBF vom BNITM durchgeführte Studie „Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten“ wird kommende Woche online frei zugänglich gemacht unter: www.bnitm.de/ntd-expertise

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