Was sind NTDs?

Vernachlässigte tropische Krankheiten (im Englischen neglected tropical diseases (NTDs)) gehören zu den armutsassoziierten Tropenkrankheiten. Einerseits werden sie nicht ausreichend beachtet, obwohl sie weit verbreitet sind und zu schweren und langandauernden Erkrankungen führen. Zum anderen betreffen sie insbesondere den ärmsten Teil der Bevölkerung in ohnehin armen Ländern. Diese Menschen haben meist keinen Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung. Auch der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu einer ausreichenden Ernährung ist oft nicht gegeben. NTDs werden daher häufig auch als „Indikatoren“ für vernachlässigte Populationen bezeichnet: Wo NTDs auftreten, fehlt es den betreffenden Menschen an wesentlichen Lebensgrundlagen.

Die NTDs werden durch Bakterien, Viren, Parasiten, zumeist in tropischen Ländern, verursacht. Auch wenn die Krankheiten meist nicht direkt zum Tod führen, können sie eine große Belastung für die Betroffenen, ihre Angehörigen und in der Folge auch für die wirtschaftliche Situation in den betroffenen Ländern bedeuten.

Die WHO hat eine führende Rolle bei der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten und kooperiert dafür mit Regierungen, Hilfsorganisationen, philanthropischen Organisationen und forschenden Pharma-Unternehmen. Die Programme sind dabei sowohl auf Behandlung als auch auf Prävention weiterer Infektionen und darüber hinaus auch auf Aufklärung der Bevölkerung über die Krankheiten ausgerichtet. Im November 2020 ist die neue WHO-Roadmap "Ending the neglect to attain the Sustainable Development Goals: a road map for neglected tropical diseases 2021-2030" veröffentlicht worden.

Seit 2023 zählen mittlerweile 21 Erkrankungen zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten. Ihnen gilt die besondere Aufmerksamkeit, weil sie zum einen sehr viele Menschen betreffen, ihre Eindämmung andererseits jedoch in überschaubarer Zeit möglich erscheint.

Die großen Fünf

Fünf Erkrankungen – die sogenannten „big five“ – sind für 90 Prozent aller NTDs verantwortlich: Lymphatische Filariose (u.a. mit der Krankheit Elephantiasis), Flussblindheit (Onchozerkose), Trachom, Bilharziose (Schistosomiasis) und der Befall mit über den Erdboden übertragenen Geohelminthen. Diese Krankheiten führen unbehandelt zu dauerhaften Behinderungen: Trachom und Flussblindheit führen zu Erblindung, die Lymphatische Filariose verursacht schwere körperliche Behinderungen und Entstellungen, Bilharziose und Darmwürmer beeinträchtigen die Entwicklung von Kindern und die körperliche Leistungsfähigkeit von Erwachsenen. Die von Darmwürmern verursachte Blutarmut bei Frauen führt in vielen Fällen zu lebensbedrohlichen Komplikationen bei der Geburt.

1,7 Milliarden Menschen in 149 Ländern sind von den NTDs betroffen; weitere zwei Milliarden Menschen sind von ihnen bedroht. Schätzungen zufolge sterben jährlich eine halbe Million Menschen direkt oder indirekt an NTDs. Die mögliche Übertragung von NTDs führt dazu, dass landwirtschaftlich nutzbare Gebiete unbewohnbar werden. NTDs behindern somit die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Regionen.

 

Mehr Informationen zu NTDs

Das Executive Summary der WHO-Roadmap enthält gute Kurzbeschreibungen der Erkrankungen und Informationen zum Stand der Bekämpfungsmaßnahmen: Executive Summary der WHO-Roadmap

Informationen vom Center for Disease Control on Prevention(CDC): Center for Disease Control on Prevention (CDC)